In der lateinisch abgefassten Sachsenchronik des Mönches Widukind von Corvey wird Roßtal »urbs« (= Stadt) bezeichnet. Prof. Emmerich schreibt in seiner Abhandlung »Landesburgen in ottonischer Zeit«:
„Was in Urkunden und erzählenden Quellen bis um 1050/1060 unter den für Burgen üblichen Bezeichnungen: Castrum, Castellum, Urbs oder Civitas ohne großen Unterschied in der Wortbedeutung entgegentritt, hat sich stets als Befestigung eines Terrassensporns, mindestens als Höhenbefestigung mit dabei bzw. darunter gelegener Siedlung erwiesen.“
Hierzu führt er u. a. auch Roßtal auf. In der Karolingerzeit als leicht befestigter Militärstützpunkt errichtet, war die Defensivanlage auf dem mittleren Sporn unter dem Druck der Ungarneinfälle in eine stark befestigte Kastellstadt umgewandelt worden. In den kritischen Kriegszeiten war das Kastell nicht nur Fluchtstätte für die Bewohner des Umlandes, sondern Gerichtsort, Marktstätte sowie kirchliches Zentrum. Für den Stadtcharakter sind dies in jener Zeit die entscheidenden Merkmale gewesen. Burg- oder Kastellstädte solcher Art ließ auch König Heinrich I. (919 bis 936), den man den Städtegründer nennt, errichten. Sie waren in vielen Fällen die Keimzellen späterer größerer Stadtsiedlungen. Burg und Stadt waren seinerzeit gleichbedeutend, wie es auch in den Namen überliefert ist. Regensburg war die Stadt am Regen und die ehemals römische Stadt Augusta Vindilicorum trägt den Namen Augsburg (= Augustusstadt). Die Stadtbewohner wurden Burgbewohner, abgekürzt Bürger genannt. In der Frühzeit unterstanden die Städte einem adeligen Militärbefehlshaber (Burgvogt oder Castellan). Die Gleichsetzung der Begriffe »Burgtor« = »Stadttor« kann bis 1370 verfolgt werden.
Der damalige Ortsherr Burggraf Friedrich erwirkte von Kaiser Ludwig dem Bayern für Roßtal die Stadt- und Marktrechte, wie sie auch seinerzeit in Nürnberg Geltung hatten. Es handelte sich sozusagen um eine Modernisierung der alten Roßtaler Stadtrechte, die es in der Kastellzeit besessen hatte. Theoretisch blieb das Stadtprädikat bis 1821 erhalten (s. a. Ortswappen). Praktisch war die Stadtentwicklung jedoch schon bald „steckengeblieben“, wie es H. Mahr in seiner Abhandlung »Markt und Stadt im Landkreis Fürth« aufzeigt. Die geringe Einwohnerzahl Roßtals mit 500 Einwohnern um 1500 war hierfür nicht der entscheidende Faktor, denn von den seinerzeit in Deutschland existierenden 3000 Städten hatten 2450 (d. s. 82 %) 100 bis 500 Einwohner, lediglich 550 hatten über 500 Einwohner, 15 bis 20 hatten über 1000 bis 10 000 und 12 bis 15 zwischen 10 000 und 20 000 Einwohner.
Quelle: Kreutzer, Hans, Roßtal – Vergangenheit und Gegenwart, S. 53 ff.