Buttendorf und seine St. Ägidius/St. Jakobs-Kapelle
In einem Stiftungsbrief für das Kloster Heilsbronn, ausgefertigt im Jahre 1132, sind unter den Zeugen ein Gernot und ein Rudolf von Buttendorf aufgeführt und damit wird der Name des Ortes erstmalig urkundlich genannt. Mit Sicherheit kann aber ein wesentlich älteres Bestehen des Dorfes angenommen werden, weil mit der fränkischen Besiedlung unseres Raumes um 700 häufig schon bestehende Ansiedlungen übernommen wurden, denen dann oft auf -bach oder -dorf endende Namen gegeben wurden; Urkunden aus dieser Zeit fehlen jedoch. Die im Stiftungsbrief genannten Ortsadeligen zählten zu den vom König etwa ab dem 11. Jahrhundert eingesetzten Reichsministerialen, die im Namen des Königs handelnd, die Verwaltung der erschlossenen Gebiete übernahmen.
Die Herren von Buttendorf gehörten dem Geschlecht derer von Leonrod an, die das Gebiet als Lehen erhielten und aus den frühen Verzeichnissen der Zehntherren, denen die von den Bauern zu erbringenden Abgaben zukamen, lassen sich die geschichtlichen Entwicklungen ableiten.
So waren 2/3 des großen Zehnts in Buttendorf Reichslehen derer von Buttendorf-Leonrod, während 1/3 an das Hochstift Bamberg ging, das als Lehensverwalter die Aufsicht führte. Der umfangreiche Besitz der Reichsministerialen von Buttendorf ist noch nach dem Erlöschen des Geschlechts in den Verzeichnissen der Leonroder Reichslehen im 17. Jahrhundert nachzuweisen.
In der „Ritterkapelle“ im Westchor des Heilsbronner Münsters sind zwei Angehörige des Geschlechts der Herren von Buttendorf beigesetzt. Im Jahre 1465 schenkt ein Hans von Buttendorf dem Kloster Heilsbronn 50 Gulden zur Stiftung eines „Jahrtags“, eines Gedenktages, an dem eine Messe gefeiert werden sollte. Mit diesem Genannten scheint das Geschlecht ausgestorben zu sein.
Der bescheiden gewesene Adelssitz der Herren von Buttendorf besteht nicht mehr. Die letzten Reste der Burg wurden im Jahre 1857 abgetragen und die Steine zum Bau einer Scheune verwendet.
Spuren im Gelände lassen schwach erkennen, dass es sich um eine kreisrunde Anlage im Durchmesser von etwa 20 m handelte, die mit einem Graben umgeben war. Wie aus einer Kauf Urkunde ersichtlich ist, scheint diese Anlage aber bereits im Jahre 1450 nicht mehr bewohnt gewesen zu sein.
Ein Zeuge aus alter Zeit ist das in der Mitte des Ortes leicht erhöht stehende Kirchlein, das die Patrozinien des Hl. Ägidius und des Hl. Jakobus – letzteres erstmals 1838 erwähnt – trägt. Über die Baugeschichte ist nichts bekannt. Die Ausführung weist noch in das 14. Jahrhundert, während der Chor erst im Jahre 1510 angebaut wurde.
Urkundlich erwähnt wird die Kapelle erstmalig im Jahre 1414 und zwar im Zusammenhang mit einem „Altarbenefizium“, also einer „Frühmeßstiftung“ für den Unterhalt eines dort amtierenden Geistlichen.
Das Patronat scheint der Burggraf von Nürnberg besessen zu haben. Jahrzehnte vorher vermelden Aufzeichnungen eine Reihe von Besitzerwerbungen und Veränderungen der Nürnberger Burggrafen in Buttendorf, wie auch später im Steuerbuch des Amtes Cadolzburg Buttendorf zum markgräflichen Amt Roßtal gehörig genannt wird. Noch 1799 zählt das Dorf 13 in das ehemalige ansbachische Richteramt Roßtal gehörige Untertanen, während nur drei „fremdherrisch“ genannt werden.
Die genannte Stiftung einer „Frühmesse“ bestand noch bis zum Jahre 1535. Der letzte Kaplan, ein Johann Sutor, war von 1530 bis zum genannten Ende in Buttendorf tätig. Er und seine Vorgänger waren nach dem Stiftungsgedanken verpflichtet, täglich in den Morgenstunden einen Gottesdienst zu halten, kirchenrechtlich unterstand der Kaplan dem Pfarrer in Roßtal. Dies zumindest seit dem Jahre 1430, als Buttendorf zur Pfarrei Roßtal gehörig genannt wird.
Als auch die Pfründe nach der Reformation im Jahre 1562 eingezogen wurden und der „Kastner“ der Steuereinnehmer und -Verwalter in Cadolzburg die Einnahmen kassierte, wird der Umfang der Einkünfte erstmals genannt:
So hatte der Kaplan einen Hof in Buttendorf und bezog auch dort vom Bauernhof des Jörg Paul, der ein Lehen der Pfründe besaß, zwei Fastnachtshennen und 8 Simra Korn*, sowie die Grundsteuer bei einer Hofübergabe; ebenso erhielt er von einem Hof des Bauern Lienhard Höfflich in Brunst (Fernabrünst) zwei Hennen zur Fastenzeit, drei Herbsthennen, zwei Simra* Korn und „fünf Pfund Michelsgilt“ (130 Pfennig, ungefähr ein halber Gulden) und insgesamt noch eine Reihe von anderen Zehntanteilen.
Die Einkünfte müssen reichlich gewesen sein, denn der Teil eines Zehnt konnte noch an ein „Frauenkloster zu Amberg“ (wahrscheinlich ist Abenberg gemeint) abgeführt werden. Nach der Reformation und der Auflösung des „Altarbenefiziums“ erhielt der „Hutmann“, der Gemeindehirte, den „Kaplanshof“ und dafür musste die Gemeinde sechs Simra Korn und vier Gulden für die Nutzung des Gartens am Pfarrhof abführen.
Das Kirchlein stand, wie aus Pfarrbeschreibungen ersichtlich, schon mehrmals vor dem Verfall. So wird es in den Jahren 1538 und 1693 als sehr baufällig geschildert und 1779 wird nur noch von einer Ruine gesprochen.
Das „Hochfürstliche Cammercollegio“ in Ansbach gab für die Wiederherstellung 99 Gulden und der letzte Markgraf Carl Alexander unterstützte die Bemühungen der Buttendorfer mit einem Betrag von 571 Gulden, sodass am 1. August 1779 das renovierte Kirchlein wieder eingeweiht werden konnte.
Mit einer Inschrifttafel im Kircheninneren wurden die großzügigen finanziellen Bemühungen des Landesfürsten gewürdigt und der Nachwelt überliefert.
Weitere Renovierungen waren in den Jahren 1851, 1957 und 1993 nötig, um die Bausubstanz zu erhalten. Für die Kapelle besteht keine Kirchenstiftung; die Baulast trägt der Eigentümer, nach der Gebietsreform der Markt Roßtal.
Der Besucher des bescheidenen Kirchleins erlebt einen schlichten Raum mit einem fast quadratischen Chor, der ein Kreuzrippengewölbe besitzt, dessen Kehlrippen in den Ostecken auf Wappenschildern, in den Westecken auf Profilsteine enden. Der mittelalterliche Altar im Chor ist gemauert und verputzt, ein ehemals zweiter Altar an der Südseite dient der Kanzel als Fundament.
Von einem einst bestehenden Schreinaltar der Kapelle zeugt noch eine Madonnenfigur im Chor, die um 1500/10 geschaffen wurde. Die Skulptur wurde erst im Jahr 1941 im beschädigten Zustand vom Dachboden der Kapelle geborgen. Hände, Zepter, Krone und verschiedene Verzierungen sind ergänzt und das spätgotische Kunstwerk von einem Kirchenmaler neu gefaßt worden.
Der von der Kirche St. Jakob in Nürnberg nach Rothenburg o. d. Tauber führende, nun wieder belebte, fränkische Teil des seit dem Mittelalter bestehenden Pilgerweges nach Santiago de Compostella in Spanien, vermerkt als Station, auch die Buttendorfer Kapelle mit ihrem Doppelpatrozinium St. Ägidius/St. Jakob. Seit der Ausschilderung des Weges mehren sich die Besucher und Pilgergruppen, die diesem schlichten Kirchlein einem Besuch abstatten und dort kurz verweilen.
* Nach Hans Kreutzer: „Alte Maße und Gewichte in Mittelfranken“, Sonderdruck des Historischen Vereins für Mittelfranken, 1971/72, entsprach das Hohlmaß Simra etwa 328 Liter und das Gewicht des Korns demnach rd. 238 kg.
Quellen:
Archiv der Evang.-Luth. Pfarrei St. Laurentius, Roßtal: Akten-Nr. 86,96,257, Auszug aus Consistoriumsaufzeichnungen von 1462-1652
Literatur:
1 | August Gebessler: „Stadt- und Landkreis Fürth“, Deutscher Kunstverlag München, 1963 Wolfgang Wiessner: „Historisches Ortsnamenbuch“, Stadt- und Landkreis Fürth. |
2 | Wolfgang Wiessner: „Historisches Ortsnamenbuch“, Stadt- und Landkreis Fürth. Kommission für Bayr. Landesgeschichte München 1963 |
3 | Werner Sprung: „Zehnten und Zehntrechte um Nürnberg“, Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg 1968 |
4 | Friedrich Wagner: Aufzeichnungen |
Quelle:
Alfred Steinheimer, St.-Laurentius-Kirche zu Roßtal – Geschichte und Geschichten um die Pfarrei, Roßtal 2001, S. 16 ff.