Wolfgang Dersch

Aus der Geschichte von Groß- und Klein-Weismannsdorf

Erläuterungen zu Lage und Ortsnamen:

Die beiden Weismannsdorf-Orte – mundartlich einfach ohne Unterscheidung „Waimerschdorf“ genannt – liegen im oberen Zwieselbachtal.

Der Zwieselbach entspringt westlich von Großweismannsdorf etwa auf halbem Weg nach Oedenreuth. Seine Quelle liegt auf 400 m Meereshöhe, seine Mündung in die Rednitz auf 300 m über NN bei Unterwolkersdorf zwischen Katzwang und Reichelsdorfer Keller.
Auf seinem 10 km langen Weg, den er wegen des starken Gefälles mit großer Fließgeschwindigkeit zurücklegt, durchschneidet der Zwieselbach fast alle die mit zahlreichen roten Lehmschichten durchzogenen Lagen des Blasensandsteins.
Der Name des Baches leitet sich von „Zwiesel“ = Gabelung eines Baches her. Tatsächlich hat der Zwieselbach viele kleine Zuläufe. Er ist demnach ein Bach mit vielen Gabeln.
Auch das Land zwischen diesen „Gabeln“ wurde früher „Zwiesel“ genannt.

So besteht heute noch auf einem solchen Zwiesel südöstlich von Großweismannsdorf die Einöde „Zwieselhof“. Der stattliche Bauernhof war einst ein Reichslehen, das später in den Grundbesitz der Familien Ebner-Eschenbach und Grundherr überging. Die Familie Grundherr ließ um die Hofanlage eine Sandsteinmauer bauen. Die Toreinfahrt ist noch erhalten. Mehrere Jahrhunderte bewirtschaftete die Familie Bauer als Zehntbauern den Hof.

Die Lage an der Kreuzung der gut ausgebauten Bundesstraße 14 Nürnberg-Ansbach und der Staats-/Kreisstraße Schwabach-Zirndorf ist für die Orte Segen und Fluch. Es besteht damit eine gute Anbindung an das Umland, jedoch zerschneidet jetzt der Straßenverkehr die Orte.

Eine alte Grenze wirkt heute noch auf kirchlichem Sektor nach. Der Zwieselbach war jahrhundertelang die Grenze zwischen den Bistümern Bamberg und Eichstätt. Daher gehören die evangelischen Christen von Großweismannsdorf zur Pfarrei Roßtal, die von Kleinweismannsdorf zur Kirchengemeinde Regelsbach. In der Praxis halten sich die meisten Kleinweismannsdorfer zur Kirchengemeinde Roßtal. Die katholischen Christen werden von der Kirchengemeinde Christkönig Roßtal betreut.

Der Ortsname Weismannsdorf wird von Geschichtswissenschaftlern auf den Personennamen Weismann zurückgeführt. Der vermutliche Ortsgründer soll fränkischer Abstammung sein.

Entstehungsgeschichte der Orte und erste urkundliche Erwähnung:

Für viele Orte in unserer näheren Umgebung sind Entstehung und früheste Entwicklung nicht durch schriftliche Urkunden nachzuweisen. Dies gilt auch für Großweismannsdorf und Kleinweismannsdorf. Die Heimatforschung bedient sich bei der Darstellung der Gründungsgeschichte daher des erschließenden Vorgehens, d. h. die Besiedelung eines Ortes wird in einen größeren regionalen Zusammenhang gestellt, aus dem die Entstehung erschlossen wird.

So erfolgte die Besiedelung unserer Heimat erst, nachdem das 482 vom Merowingerkönig Clodwig gegründete Reich der Franken das Großreich der Thüringer im Jahr 531 besiegt hatte. Damit gelangte unsere Gegend allmählich unter die Herrschaft der Franken, die vom Westen her in mehreren, zeitlich versetzten Wellen das neue Land planmäßig in Besitz nahmen. Sie schafften zur Sicherung und Verwaltung der neuen Reichsprovinz Ostfranken eine Kette von Stützpunkten, die sie nach und nach zur Rednitz-Regnitz-Linie vorschoben. Diese Stützpunkte – Königshöfe genannt – bildeten jeweils das Zentrum für den Landesausbau.

Für unseren Bereich ist Roßtal, das wohl noch in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts entstand, der Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung. Zusammen mit der besiedelungsmäßigen Erschließung erfolgt auch die Ausbreitung des Christentums. Für Roßtal ist zunächst das 741 gegründete Bistum Würzburg zuständig, jedoch wird Missionsarbeit in unserer Gegend auch von Eichstätt und Regensburg aus betrieben.

Im späten 8. und vor allem im 9.Jahrhundert entstanden von Roßtal (und den anderen Königshöfen) aus die ersten Ausbauorte. Unser Weismannsdorf ist unter den Neugründungen dieser Zeit einzuordnen. Es gehört mit seiner Endung „-dorf“ wohl zu den Orten der zweiten fränkischen Siedlungswelle, die im 8./9. Jahrhundert unseren Heimatraum erschließt.

Es ist anzunehmen, daß der fränkische Ortsgründer Wizmann (=Weismann) von Roßtal aus den Auftrag erhielt, in der flachen Mulde des oberen Zwieselbachtals eine Ansiedlung zu schaffen. Sein Name deutet darauf hin, daß er als kluger und erfahrener Mann galt, der sich im Auftrag des Kaisers vielfach bewährt hat.

Mit Sicherheit gab es zur Gründerzeit nur einen fränkischen Ort „Weismannsdorf“, und Heimatforscher nehmen an, daß unter diesem Ort Kleinweismannsdorf zu verstehen ist. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg entwickelt sich nach dieser Auffassung der Ortsteil an der heutigen Bundesstraße so stark, daß er dann die unterscheidende Bezeichnung Großweismannsdorf erhält. Andere Quellen deuten aber darauf hin, daß die Unterscheidung schon im Mittelalter erfolgte.

Die junge Siedlung Weismannsdorf ist mit Sicherheit zunächst vollständig vom zentralen Stützpunkt Roßtal abhängig, das 954 erstmals urkundlich erwähnt wird. Diese Abhängigkeit gilt sowohl für die Verwaltung als auch für die kirchliche Zuständigkeit. Allerdings ändern sich zumindest teilweise die Zuständigkeiten nach der Gründung des Klosters Heilsbronn (1132). Dieses Zisterzienserkloster erwirbt im Lauf der Zeit Besitz in nahezu 300 Orten, darunter auch in Weismannsdorf.
Dieser Besitz wird erwähnt in einer Urkunde vom 11.10.1249, die somit das älteste Dokument für den schriftlichen Nachweis der Existenz von Weismannsdorf ist. Etwas eigenartig mutet in der Urkunde nur die Schreibweise des Ortsnamens an. Er wird mit „Wizmanfoorf“ angegeben. Hierbei darf man nicht übersehen, daß die Schreiber früherer Zeiten Namen nach der Aussprache des Sprechers niederschrieben (vergleiche auch unsere heutigen mundartlichen Namens- und Ortsbezeichnungen).
In der Urkunde bestätigt Papst Innonzenz IV. dem Kloster Heilsbronn dessen Besitz in verschiedenen Orten. Der Papst nimmt das Marienkloster Heilsbronn in der Diözese Eichstätt in seinen Schutz und bestimmt, daß der Mönchsorden nach der Regel des heiligen Benedikt und nach den Satzungen der Zisterzienser immer erhalten bleibt, ebenso der Klosterbesitz, die Grangien (Gutshöfe), Häuser und Weinberge, sowie Häuser, Ländereien, Einkünfte, Zehnten und Wälder in verschiedenen Ortschaften, so auch in Weismannsdorf.

Auch die zweitälteste Urkunde vom 02.02.1255 bestätigt Klosterbesitz in Weismannsdorf. Diesmal nennt das Schriftstück unseren Ort als „villa minus Wizmannesdorf“. Ob mit der ergänzenden Bemerkung „minus“ (= klein) zur Unterscheidung auf ein bereits bestehendes Großweismannsdorf hingewiesen wird, läßt sich nicht sicher belegen.
In der Urkunde von 1255 wird mit dem Ritter Albrecht oder Albertus Rindsmaul von Grünsberg (Rindismul von Grundesperc) ein Mann genannt, der mit dem Kloster Heilsbronn in Streit gelegen war. Er nimmt nun seine gegen das Kloster gerichteten Angriffe „in der Ortschaft die Minus Wizmannesdorf genannt wird“ auf Bitten der Mönche zurück. Zugleich verzichtet er gegenüber dem Kloster auf alle Rechte in „villa Minus Wizmannesdorf“.
Welche Rechte Albrecht Rindsmaul in Weismannsdorf besessen hatte, geht aus aus der Urkunde nicht hervor. Bekannt ist aber, daß er erster Besitzer des naheliegenden Ortes Hengdorf war. Mit einer Urkunde aus dem Jahr 1253 verleiht Ritter Albertus, genannt Rindsmaul, dem Kloster Heilsbronn Güter in Regelsbach. Während Albrecht Rindsmaul seinen Besitz in unserer Gegend bis 1272 zum größten Teil verkauft, weil er von Burg Wernfels auf Burg Grünsberg im Schwarzachtal (Nürnberger Land) übersiedelt, bleibt der Besitz des Klosters Heilsbronn in diesem Gebiet zunächst unverändert erhalten.

Die weitere Entwicklung bis zur Reformation (1528)

Erstmals wird im Jahr 1295 in einem Schreiben des Bischofs Mangold von Würzburg eine Kirchengemeinde in Regelsbach genannt. Zu dieser Pfarrei gehört auch der Ort „Weyßmannsdorff“.
In der Zwischenzeit ändern sich die herrschaftlichen Besitzverhältnisse durch den Aufstieg der Burggrafen von Nürnberg aus dem Geschlecht der (Hohen-)Zollern in unserem Heimatraum erheblich. Sie gewinnen hier Einfluß und Besitz. Davon kündet erstmals eine Urkunde aus dem Jahr 1343, als die Nürnberger Burggrafen Johann und Albrecht von Zollern ihrer Mutter Margarete Besitzungen „ze Weizzmannstorf“ verschreiben. Die Einkünfte aus diesen Gütern sind bestimmt für den Aufbau der Veste Gründlach.

Das Gebiet von Weismannsdorf ist als Teil der ostfränkischen Provinz Königsland und wird somit als Reichslehen vergeben. Ein solches Reichslehen besitzt Bernhard von Neuenmarkt. Er verfügt in seinem Testament im Jahr 1359 über seine Güter „ze Weizzmenstorf“, die er „vom Reich zu Lehen“ hat, zugunsten seiner Frau Elisabeth.
Genaueres über den Lehensbesitz des Bernhard von Neuenmarkt ist zu erfahren aus der Belehnungsurkunde vom 14.04.1365: Kaiser Karl IV. belehnt Elisabeth, die Witwe des Bernhard von Neuenmarkt, wegen dessen treuer Dienste mit der Vogtei über 6 Güter zu Weismannsdorf, wie sie bereits Bernhard von Neuenmarkt besessen hatte.
Die Verwaltung dieser 6 Güter ist mit erheblichen Einnahmen verbunden. Diese Güter stellen den größten Besitz in Weismannsdorf dar, auf den aber auch der Burggraf von Nürnberg Anspruch erhebt.
Es kommt deshalb zu einem Rechtsstreit. Das Urteil über diese wichtige Angelegenheit ergeht am 13.10.1366 im Namen des Kaisers: es wird entschieden, daß die Witwe Elisabeth von Neuenmarkt dieses Lehen behält. Dem Burggrafen wird untersagt, sie weiter in ihren Rechten zu bedrängen.
Später gelangen die 6 Güter in den Besitz der Nürnberger Familie Baumgartner.

Aus zwei weiteren Schriftstücken geht hervor, daß Weismannsdorf im 14. Jahrhundert auch noch weitere Lehensherren hat. So verkauft der Ritter Linhart vom Lichtenstein 1374 an Herrn Michael Grundherr die Lehenschaft an dem Hof zu Weismannsdorf mit Zubehör, den er vorher von ihm zu Lehen gehabt hat. 1379 wird „des Lochners Hof zu Weismannsdorff“ genannt. Er gehört der Familie Grundherr und ist wohl der Hof, den Michael Grundherr 1374 erworben hat. Diesen Hof bewirtschaftete also ein Zehntbauer namens Lochner, womit erstmals auch ein Weismannsdorfer Einwohner namentlich genannt wird.

Im Jahr 1379 verpfändet Burggraf Friedrich V. von Nürnberg das Roßtaler Stadtgericht mit seinem 10 Orte umfassenden bürgerlichen Amtsbezirk an die Nürnberger Patrizier Ulrich Haller und Konrad Prünster. Unter dieser Herrschaft bleibt das Amt Roßtal – zu dem auch der Ort Weiszmannsdorff gehört – bis 1445. Erst nach 66 Jahren löst Markgraf Albrecht Achilles, der Enkel des Burggrafen Friedrich V., dieses Pfand wieder ein.

Der Nürnberger Patrizier Peter Haller läßt 1420 das alte Stadtgericht Roßtal zu einem bürgerlichen Gericht (Ehehaftgericht) umgestalten; zu dem Gerichtsbezirk gehört auch Weißmannsdorff.
Trotz dieser Nürnberger Gerichtsbarkeit bleibt aber die Roßtaler Hochgerichtsbarkeit in der Gewalt der Burggrafen von Nürnberg, die ab 1415 als Markgrafen von Brandenburg-Ansbach wirken. Nach einer Beschreibung aus dem Jahr 1413 gehören zu dem burggräflichen Amt Roßtal 64 Orte, darunter Weismansdorff mit 2 burggräflichen Untertanen und Klein Weismannsdorff mit Nürnbergischen Untertanen – deren Zahl wird nicht genannt.
Um 1430 ist in einem Verzeichnis der Orte die zur Pfarrei Roßtal gehören auch Waismanstorf genannt – womit hier Großweismannsdorf gemeint ist. Im 1464 angelegten Salbuch des Amtes Cadolzburg steht Weyszmanstorff geschrieben.
1465 wird bei der Neugliederung des Fürstentums Brandenburg-Ansbach das bisherige Richteramt Roßtal in das Oberamt Cadolzburg verwaltungsmäßig eingegliedert, behält aber seine Rechte als Kriminalgericht (Halsgericht) und Ehehaftgericht (bürgerliches Gericht). Großweismannsdorf ist nach einer Aufzeichnung über die Orte des Nürnberger Umlandes um 1504 als Gerichtsbezirk (Fraisch) Schwabach angegeben (wörtlich: Weißmanßdorf ist Nürnbergisch und Markgräfisch, Fraisch Swobach).

Mit der Einführung der Reformation durch den Ansbacher Markgrafen Georg der Fromme im Jahr 1528 werden zusammen mit ihren Pfarreien Regelsbach und Roßtal auch die beiden Orte Weismannsdorf evangelisch.

Von der Reformation bis zum Ende der Markgrafenzeit (1528-1791/1806)

Die 1528 eingeführte und 1533 durch die Brandenburgisch-Nürnbergische Kirchenordnung gefestigte Reformation änderte nichts an der unterschiedlichen Zugehörigkeit der Weißmannsdorf-Orte zu den Kirchengemeinden Roßtal und Regelsbach.

Erhebliche und langwierige Auseinandersetzungen gab es dagegen in der Frage der Landeshoheit. Wie schon oben erwähnt bestätigt Kaiser Karl IV. 1366 die Belehnung der Witwe des Bernhard von Neuenmarkt mit der Vogtei über 6 Güter in Weismannsdorf und nimmt sie damit vor den Nürnberger Burggrafen in Schutz. Diese versuchen aber immer wieder – über die ihnen als Grundherren in Weismannsdorf zustehenden Steuern hinaus – diese Güter so stark zu belasten, daß für die Witwe keine Steuern mehr aus ihren Vogteirechten bleiben. Diese Bedrückung hört auch nicht auf, als die Familie Baumgartner (andere Schreibweise: Paumgartner) die Vogtei über die 6 Güter erhält. Dies ist einer Beschwerde aus den Jahren 1521/22 zu entnehmen. Der Markgraf zieht die zuvor dem Nürnberger Rat verpflichteten Bauern jetzt an das Oberamt Cadolzburg und verbietet ihnen weiter Steuer an die Baumgartner zu zahlen.

Aus diesem Beispiel wird deutlich, welche Spannungen während der gesamten Markgrafenzeit zwischen dem Nürnberger Rat und den Ansbacher Markgrafen herrschten. Sie entluden sich wiederholt in kriegerischen Auseinandersetzungen. So stehen sich sowohl im Städtekrieg 1388, als auch in den Markgrafenkriegen 1449/50 und 1552 in unseren von den Markgrafen und den Nürnbergern beherrschten „gemischten“ Dörfern Verwandte und Nachbarn als Feinde gegenüber und fügen sich erheblichen Schaden zu.

Die fürchterlichsten Verluste an Menschenleben, Hab und Gut aber fordert in unserer Heimat der Dreißigjährige Krieg 1618-1648. Schon 1621 durchziehen Truppen des zur protestantischen Union gehörenden Grafen Mansfeld und das kaiserliche Heer der katholischen Liga unter Graf Tilly das Oberamt Cadolzburg und richten auch in Groß- und Kleinweismannsdorf großen Schaden an. Die volle Wucht des Krieges aber trifft unsere Gegend als sich von Juli bis September 1632 die Heere des Schwedenkönigs Gustav Adolf und des kaiserlichen Feldherrn Wallenstein 70 Tage im Raum westlich der Rednitz zwischen Stein und Zirndorf gegenüberliegen. Die Heere belauern sich wochenlang ohne nennenswerte Kampfhandlungen. Die während dieser Zeit nicht geforderten kroatischen Reiter Wallensteins verheeren auf ihren „Betriebsausflügen“ das Land, plündern, brandschatzen und malträtieren die Landbevölkerung. Nach der „Schlacht an der Alten Veste“ – die ohne Sieger endet – ziehen beide Heere ab und hinterlassen ein ausgeblutetes und zerstörtes Land. Es sollte rund 100 Jahre dauern bis sich das Land davon erholte.

Allein 667 Beerdigungen registriert das Kirchenbuch des Pfarramtes Roßtal für das Schreckensjahr 1632. Aus Großweismannsdorfs Bevölkerung waren 33 Kriegsopfer zu beklagen. Wörtlich aus dem Kirchenbuch:
„Weißmanßdorff: Der Weißel Conz - Der Vögtleins Bauer und sein Dochter - Jacob Burckhard, sein Weib und wenigstens 6 Kinder - Der Bröß, sein Weib und 5 Kinder - Der Keeser Jacob, deßen Söhnlein, liegen beeinander im Garten hinter seinem Hauß - Der Thonheuser Ursel sein Magd - Des Vögtleins Bauers Weib, uff wenigst 3 Kinder - Des Rötenbachers ältester Sohn, des Taglöhners Wittib - Ott Schmidtner, noch ledig Stands - 4 Kinder vom Leonhard Suda - Des Jacob Gerbers Weib“.

1648 – am Ende des Dreißigjährigen Krieges – wird Weismannsdorf in der „Topographia Franconiae“ als ein Weiler in der Hauptmannschaft Buchschwabach, zwischen Nürnberg und Heilsbronn, auf der Straßen 2 Meilen von Nürnberg, markgräfliche Obrigkeit, Regelsbacher Pfarr genannt. Diese Beschreibung bezieht sich wohl wegen der kirchlichen Zugehörigkeit auf Kleinweismannsdorf.

Schon um 1600 wird in Großweismannsdorf eine „Markgräfliche Wirtschaft“ genannt. Ihre Bedeutung wird allein durch die Bezeichnung „Gasthaus zur Post“ deutlich. Hier wurden bis etwa 1780 die aus Ansbach kommenden Postsachen der mit Genehmigung des Markgrafen betriebenen „Thurn und Taxis - Post“ von der nürnbergischen Post übernommen. Die Taxis-Post trug als Kennzeichen einen schwarzen Adler mit einem brandenburgischen Herzwappen.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist 1675 erstmalig der Name einer adeligen Familie nachweisbar. Hierzu der Eintrag im Sterberegister der Pfarrei Roßtal:
1. Maria Margarethe Barbara, eines unbekannten und damals sich zu Weißmannsdorff aufhaltenden Edelmannes, der sich Wilhelm Ernst von Freudenstein geschrieben, eheliches Töchterlein, den 5. Januar.
2. Anna Maria, vorgedachter adeliger Person eheliche Haußfrau den 7. Januar.

Um 1700 sitzt in Großweismannsdorf ein markgräflicher Zolleinnehmer. Der Eintrag im Ansbacher Salbuch von 1692 lautet:
Herr Conrad Poncratz Drach, Zolleinnehmer zu Weißmanndorf, zinßet jährlich zu Michaelis einen Gulden und vierzig Kreuzer kaiserlicher Währung von zwei Morgen Ackers am Panzenreisig zwischen Buchschwabach und Weißmannsdorf unfern Oedenreuth gelegen…

Nach einer Beschreibung in der „Ansbacher Historia“ von 1735 gehören zum Kirchensprengel Roßtal 32 Orte, darunter auch Weismannsdorf. Der Fraischbezirk (das bis 1797 bestehende Richteramt Roßtal) besteht nach einer Statistik von 1787 aus 64 Orten. Großweismannsdorf wird darin als Weiler bezeichnet, in dem „10 gänzlich anspachische Untertanen leben“. Kleinweismannsdorf ist zu jener Zeit „ein beireuthischer Weiler, in dem 4 fremde Angeörige Untertanen“ leben.

Mit der Abdankung des Markgrafen Alexander am 02.12.1791 endete die Markgrafenzeit. Groß- und Kleinweismannsdorf kommen schon im Jahr 1782 unter die Herrschaft des Königreichs Preußen.
Aus dem Jahr 1792 stammen die Übersichten über die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse in Weismannsdorf:

Großweismannsdorf besteht demnach aus 17 selbständigen Anwesen und gehört zum Richteramt Roßtal, das dem Oberamt Cadolzburg (als Hochgericht) unterstellt ist. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft übt das Richteramt Roßtal aus. Der Ort gehört zur Pfarrei Roßtal.

Grundherrschaften in Großweismannsdorf:
Kastenamt Cadolzburg:3 Höfe, 5 Güter, Schmiede, Schenkstatt, Hirtenhaus
Spitalamt Nürnberg:1 Hof
von Grundherr:1 Gütlein, 1 Wirtshaus
von Volckamer:1 Gut
von Scheurl:1 Hof
Schlüsselfelder-Stiftung Nürnberg:  1 Gut


Kleinweismannsdorf besteht aus 5 selbständigen Anwesen. Das Stadtvogteiamt Markt Erlbach hat Befugnisse als Hochgericht mit der Verpflichtung der Auslieferung von Straftätern an das Oberamt Cadolzburg und damit an das Richteramt Roßtal. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft übt das Kastenamt Dietenhofen-Bonnhof aus. Der Ort gehört zur Pfarrei Regelsbach.

Grundherrschaft in Kleinweismannsdorf:
Kastenamt Bonnhof:2 Höfe, 1 Halbhof, 1 Gut, Gemeindehirtenhaus

Die Zugehörigkeit unserer engeren Heimat zum Königreich Preußen dauert nur 14 Jahre (1792-1806). Durch einschneidenden Veränderungen – hervorgerufen durch die Feldzüge und Politik Napoleons – kommt 1806 das ehemalige Fürstentum Ansbach zum neugeschaffenen Königreich Bayern.

Von der Eingliederung in das Königreich Bayern bis zur Gegenwart (1806-1999)

Die alte Ordnung der Dorf- und Gemeindeherrschaft wird nach der Übernahme durch das Königreich Bayern sehr bald beseitigt. Im Auftrag des ersten Bayernkönigs Maximilian führt der Minister Montgelas 1808 eine grundlegende Reform durch. Auf der Grundlage sogenannter Steuerdistrikte entstehen zum erstenmal politische Gemeinden. So wird aus dem Steuerdistrikt Großweismannsdorf I die politische Gemeinde Großweismannsdorf gebildet. Ihr gehören die Orte Defersdorf, Großweismannsdorf und Kleinweismannsdorf an.

Minister Montgelas ordnet auch an, alle Gebäude und Grundstücke zu erfassen. So entstehen die sogenannten „Häuser- und Rustikal-Steuer-Kataster“. Für die beiden Weismannsdorf-Orte wird dieser Kataster 1809 erstellt. Er enthält unter Berücksichtigung der damals geltenden Hausnummern folgende Namen:

Großweismannsdorf

Nummer  früherjetztStraße/Nr.
1Maria Catharina SandinLeonhard CronerAnsbacher 44
2Johann Conrad Lehmeyer  Konrad DeindörferAnsbacher 42
3Conrad BirnerHelmut AdelAnsbacher 40
4Andreas BiehringerHans Stünzendörfer  Ansbacher 38
5/6Michael WinklerHeinrich BauerAnsbacher 34
7Michael BloßAchim DierlAnsbacher 32
8/9Michael JordanHans BogendörferAnsbacher 30
10Georg Conrad ThannGünter HofmannAnsbacher 31
11Johann Heinrich BoellerHans SchwabAnsbacher 29
12/13Michael SitzmannEvangelos KapsalisAnsbacher 26
14Johann Paul HiltnerReiner TaubertZirndorfer 4
15/16Johann Georg SchwabHans DeffnerZirndorfer 6
17Friedrich KeitFritz KeithAnsbacher 17
18/19Jacob RothGeorg BogendörferSchwabacher 3

Kleinweismannsdorf

Nummer  früherjetztStraße/Nr.
1Michael MüllerGünter EberleinHeilsbronner 3
2Johann Friedr. Wieserner  Herm. Schiffermüller  Heilsbronner 1
3Veit MehlGeorg HildnerSchwabacher 12
4/5Margaretha BirnerinGeorg SchwabHeilsbronner 2
6Johann SchleicherBernhard SchleicherSchwabacher 8
7/8Johann Friedrich KolbAndreas CollischonSchwabacher 11

Interessant sind neben der Nennung von Hausbesitzern oder Pächtern auch die Angaben über die Größe der jeweiligen Ortsflur. Sie beträgt 1808 zur Zeit der Gemeindebildung für Großweismannsdorf insgesamt 262 Hektar, für Kleinweismannsdorf 171 Hektar.
Schon wegen dieser relativ geringen Flurgröße sind beide Weismanns-Dörfer als Ausbauorte des 8./9. Jahrhunderts einzuordnen (s. o.).

Im Jahr 1818 wird das sogenannte Gemeindeedikt erlassen, das die „künftige Verfassung und Verwaltung der Gemeinden im Königreiche“ als eine Art erste Gemeindereform regelt. Die Gemeinde Großweismannsdorf bleibt dabei wie 1808 unverändert in ihrer Größe bestehen. Es wird ein Gemeindeausschuß gebildet mit einem Gemeindevorsteher an der Spitze. Dazu kommen ein Gemeindepfleger und ein Stiftungspfleger, sowie drei besondere Gemeindebevollmächtigte. Alle Mitglieder werden von der versammelten Gemeinde aus ihrer Mitte für die Dauer von drei Jahren gewählt. Wiederwahl ist möglich.

Genauere Angaben über die Anzahl der Wohngebäude und der Einwohnerzahl vermittelt erstmals eine Übersicht aus dem Jahr 1824. Danach werden in der Gemeinde Großweismannsdorf insgesamt 46 Wohngebäude gezählt. Davon befinden sich 20 in Großweismannsdorf, 9 in Kleinweismannsdorf und 17 in Defersdorf. Die Gemeinde hat 288 Einwohner, aufgeteilt auf Großweismannsdorf mit 122, Kleinweismannsdorf mit 77 und Defersdorf mit 89. Von 1824 bis 1885 wächst die Einwohnerzahl nur langsam von 288 auf 344 Personen. Das entspricht einer Steigerung von 19,4 % in 61 Jahren.

Dennoch sind die achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts für die Entwicklung der Gemeinde Großweismannsdorf von Bedeutung. 1884 wird Großweismannsdorf zum Schulort. Um den Kindern den bisherigen weiten und nicht ungefährlichen Weg nach Roßtal zu ersparen, kommt es zur Bildung eines neuen Schulsprengels mit den Orten Großweismannsdorf, Sichersdorf, Ober- und Unterbüchlein.

Schulhaus

Schulhaus

Beinahe wäre dann das Schulgebäude in Unterbüchlein errichtet worden, wenn nicht der damalige Gastwirt Georg Zechel durch einen Grundstückstausch mit Johann Böller einen geeigneten Bauplatz zur Verfügung gestellt hätte.
Die Schulgemeinde erbaut das Schulhaus vorwiegend aus eigenen Mitteln. Auch das Uhr- und Glockentürmchen entsteht auf Initiative der Bürger des Schulsprengels. Im Schulhaus befindet sich ein Klassenraum und die Lehrerwohnung. Vom ersten Schuljahr 1884 an unterrichtet in der neuen Schule Lehrer Wilhelm Strobel. Er ist 1890 Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Groß- und Kleinweismannsdorf und wirkt an der Schule bis 1898. Sein Nachfolger – Lehrer Ernst Ruttmann – ist sogar mehrere Jahre Vorstand der Feuerwehr. Von 1906 bis 1915 unterrichtet Lehrer Christian Treuheit an der Volksschule Großweismannsdorf, die bis 1948 aus nur einer Klasse besteht. Diese Klasse umfaßt bis zur Einführung des 8. Schuljahrs im Jahr 1941 die Jahrgangsstufen 1 bis 7. Auch Lehrer Treuheit engagiert sich in der freiwilligen Feuerwehr.

In seine Amtszeit fällt 1908 die Gründung des Gesangvereins Großweismannsdorf. Dieser Verein besteht als wichtiger Kulturträger auch heute noch. 1914 wird der „Rauchklub Wolke“ gegründet. Die Tätigkeit dieses Geselligkeitsvereins in Großweismannsdorf endet jedoch schon in den dreißiger Jahren.

Der Erste Weltkrieg (1914-1918) fordert seinen Blutzoll auch von der Bevölkerung Groß- u. Kleinweismannsdorfs. Es fallen an der Front oder sterben durch Kriegsfolgen in der Heimat 11 Männer – 9 aus Großweismannsdorf und 2 aus Kleinweismannsdorf.

Die auf den Ersten Weltkrieg folgende Geldentwertung trifft natürlich auch die Bürger in unseren beiden Orten. Besonders rasant entwickelt sich die Inflation im Lauf des Jahres 1923. Kostete 1 Liter Vollmilch im Januar noch 150 Mark, so stieg sein Preis bis November 1923 mit 140 Milliarden Mark ins Unermeßliche. Für 1 Pfund Butter zahlte man im Januar 1950 Mark, im November bereits 1800 Milliarden Mark.

Nach den wirtschaftlichen Not- und Krisenjahren erholt sich das Land relativ rasch. 1925 werden in der Gemeinde Großweismannsdorf 377 Einwohner gezählt. Seit 1885 ist das ein Zuwachs von 9,5 %. 1928 stehen in Großweismannsdorf 35 und in Kleinweismannsdorf 8 Wohngebäude.

Ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte Großweismannsdorfs ist die Einweihung des neuen Friedhofs und der Leichenhalle am 13.11.1927. Grund und Boden für diese Baumaßnahme stellt Gastwirt Fritz Höfler unentgeltlich zur Verfügung. Die Baulast übernimmt freiwillig die Bevölkerung des Schulsprengels, für dessen Gebiet der Friedhof errichtet wird. Am Großweismannsdorfer Friedhof findet später auch das Ehrenmal für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten einen würdigen Platz.

1929 erfolgt eine weitere Vereinsgründung. Es entsteht der „Schützenverein Großweismannsdorf“. Er errichtet im Gasthaus zur Post eine komplette Schießanlage. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs (September 1939) stellt der Schützenverein seine Tätigkeit ein und nimmt die Aktivitäten auch nach Kriegsende 1945 nicht wieder auf.

Ähnlich verläuft auch die Geschichte des „Obstbauvereins Großeismannsdorf“, der 1933 gegründet wird und schon kurz danach eine Mostanlage errichten kann. Der Zweite Weltkrieg führt jedoch zur endgültigen Einstellung der Vereinstätigkeit.

1934 entsteht eine Milchgenossenschaft. Sie erbaut auch ein „Milchhaus“ als Sammelstelle für die Milchlieferanten.

Der Zweite Weltkrieg – der die zwölfjährige Herrschaft des Nationalsozialismus (1933-1945) besiegelt – fordert wie auch schon der Erste Weltkrieg seine Opfer unter der Bevölkerung. Erst in unserer Zeit verblaßt langsam die Erinnerung daran. Zerstörungen – wie in den Städten in der Nachbarschaft – erlitten unsere beiden Orte nicht, wohl aber sind in der Kleinweismannsdorfer Flur noch ganz leicht 3 Bombentrichter zu finden. Die Abwürfe galten der ehemaligen Funkstelle.
In der örtlichen Schule wirkt von 1915 bis 1945 Hauptlehrer Heinrich Schmidt. Er erlebt das Ende der Monarchie(November 1918), die Weimarer Republik (1919 bis 1933), sowie Aufstieg und Untergang des Dritten Reichs – zuletzt persönlich davon betroffen – als Lehrer in Großweismannsdorf mit.

In den schweren Nachkriegsjahren, deren erster Abschnitt mit der Währungsreform vom 20.06.1948 endet, formieren sich auch in der Gemeinde Großweismannsdorf die Kräfte für den Aufbau. Zuerst aber muß die Gemeindeverwaltung für die Unterbringung von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen sorgen. 1939 beträgt der Einwohnerstand noch 358, um aber 1946 auf 620 Personen hochzuschnellen. Wenn man bedenkt, daß sich die Zahl der Wohngebäude von 1928 bis 1950 in Großweismannsdorf nur von 35 auf 37 und in Kleinweismannsdorf von 8 auf 12 erhöht, läßt sich das Ausmaß der Wohnungsnot jener Zeit begreifen.

Trotz allem vernachlässigt die Gemeinde Großweismannsdorf ihre öffentlichen Aufgaben nicht. Vorrang genießt die Entwicklung der örtlichen Schule. Sie wird wegen der steigenden Schülerzahlen 1948 zweiklassig. Um den dringend erforderlichen zweiten Klassenraum zu gewinnen, wird 1953 eine Schulhauserweiterung als Anbau an die alte Schule fertiggestellt. Der neue Klassenraum findet auch Verwendung für kirchliche Zwecke. Obwohl die Kosten für den Schulhausanbau auf 35.000 DM veranschlagt werden, erscheinen in der Endabrechnung nur 24.000 DM, weil durch die Spendenfreudigkeit der Bürger eine beachtliche Entlastung erreicht werden kann. In den Nachkriegsjahren bis zur Fertigstellung der Schulerweiterung unterrichten in Großweismannsdorf folgende Lehrerinnen und Lehrer: Richard Preißel, Max Schad, Christl Saffran und Konrad Fischer. Ab 1953 wirkt hier Oberlehrer Werner Nega als Schulleiter. Er wechselt 1957 als Rektor nach Feuchtwangen. Lehrerin Antoinette Herold unterrichtet hier von 1953-1955 und Lehrerin Johanna Weiß von 1956-1964. Von 1957-1958 ist Lehrer Manfred Popp in Großweismannsdorf tätig.

1955 errichtet die Gemeinde Großweismannsdorf ein Gemeindehaus mit Feuerwehrgerätehaus. Es enthält neben Wohnungen auch den Schlauchtrockenturm der Feuerwehr. Außerdem beherbergt es das „Haus der Bäuerin“ mit Schlachthaus, Wäscherei und Mostanlage.
Bis 1959 ist das Gebäude auch Sitz einer Polizeistation, die dann in den sechziger Jahren aufgelöst wird. Später findet es Verwendung als Außenstelle des Marktes Roßtal und als Geschäftsstelle der Vereinigten Sparkassen im Landkreis Fürth.

1957 kommt es zur Gründung des Sportvereins Großweismannsdorf, als sich immer mehr Bürger aus der Gemeinde und den Nachbarorten zu sportlicher Betätigung zusammenfinden. Er zählt schon im ersten Jahr seines Bestehens rund 90 Mitglieder. Ihm gelingt es auch wenig später, die Grundstücke zur Errichtung von Sportanlagen zu erwerben.

Ab 1959 unternimmt die Gemeinde alle Anstrengungen, um das Abwasserproblem in den Griff zu bekommen. Unter Beteiligung aller Hauseigentümer wird in beiden Orten das erste Kanalnetz geschaffen. Unterhalb des Kühbucks entsteht zunächst eine offene Kläranlage, die aber wegen der regen Bautätigkeit bereits ein Jahrzehnt später an der Grenze ihres Fassungsvermögens angelangt ist.

Kirche „Zum Gottesfrieden“

1962 erfüllt sich der evangelische Bevölkerungsteil den langgehegten Wunsch nach einer eigenen Kirche. Am 9. Dezember 1962 wird die beim Friedhof erbaute Kirche „Zum Gottesfrieden“ feierlich eingeweiht. Ein halbes Jahr später – am 28.07.1963 – erhält der Kirchturm vier Glocken. Sie werden – wie auch schon die Kirche – vom Kreisdekan Oberkirchenrst Eugen Giegler (Nürnberg) feierlich geweiht.

Der Brand- und Katastrophenschutz wird in der Gemeinde Großweismannsdorf sehr ernst genommen. 1965 erhält die Freiwillige Feuerwehr Groß- u. Kleinweismannsdorf ein neues Löschfahrzeug, was ihre Schlagkraft beachtlich erhöht.

Nachdem nun die Gemeinde Großweismannsdorf ihre Abwasserentsorgung im Griff hat, gilt als nächstes die Sorge einer ausreichenden Wasserversorgung. Dazu gründen die Gemeinden Gutzberg, Großweismannsdorf und Regelsbach 1968 einen Wasserzweckverband. Das zugehörige Wasserwerk entsteht am Oberbüchleiner Weg und der Wasserturm wird auf der Höhe zwischen Oedenreuth und Roßtal errichtet. Gleichzeitig beginnt auch die Verlegung der Rohrleitungen in den Orten des Wasserzweckverbandes.

Einschneidende Veränderungen im Bereich der Schule bringt das Jahr 1969. Eine landesweite Neugliederung der Volksschulen führt zur Schaffung gößerer Grund- und Hauptschulen und zur Schließung der kleineren Landschulen. Im Zuge dieser Maßnahmen wird mit Ablauf des Schuljahres 1968/69 auch die Volksschule Großweismannsdorf aufgelöst. Als letzter Schulleiter (seit 1957) leitet Hauptlehrer Max Korn die als Übergangslösung für das Schuljahr 1969/70 gebildete Volksschule Buchschwabach-Großweismannsdorf, bis die endgültige Eingliederung aller Schüler in die Volksschule Roßtal vollzogen ist. Unterricht wird aber im Großweismannsdorfer Schulhaus noch bis 1974 gehalten. Erst nach Fertigstellung des Hauptschulgebäudes in Roßtal hat das hiesige Schulhaus ausgedient. Damit sind 90 Jahre Schulgeschichte in Großweismannsdorf zu Ende.

Bedeutsam für den Sportverein Großweismannsdorf – aber auch für die ganze Gemeinde – ist der Bau einer Mehrzweckhalle im Jahr 1973 auf dem von der Gemeinde erworbenen Sportgelände. Das Gebäude enthält eine Gaststätte und Räume für den Sportbetrieb, die zum Teil auch für andere größere Veranstaltungen Verwendung finden.
Der Sportverein schließt sich 1974 mit dem Sportverein Regelsbach zum „Sportverein Großweismannsdorf-Regelsbach“ zusammen.

Durch die rege Bautätigkeit seit 1950 steigt die Zahl der Wohngebäude bis 1970 auf 55 in Großweismannsdorf und auf 28 in Kleinweismannsdorf an. In beiden Orten leben zu dieser Zeit 470 Einwohner, davon 321 in Großweismannsdorf und 149 in Kleinweismannsdorf.

Den in den 60er und 70er Jahren gehäuft auftretenden Unfällen mit Heizöl trägt die Gemeinde Rechnung und schafft 1977 für die Freiwillige Feuerwehr ein zweites Fahrzeug an. Es dient als Mannschaftstransporter und Zugmaschine für den vom Landkreis hier stationierten Ölschadensanhänger.

Als in den Jahren 1977/78 die Bundesstraße 14 im Bereich Großweismannsdorf ausgebaut wird, läßt die Gemeinde mit erheblichem Kostenaufwand Gehsteige und Straßenbeleuchtung auf modernen – der Verkehrssicherheit dienenden – Stand bringen.

Die Fertigstellung dieser Straßenbaumaßnahme fällt mit einem für die Geschichte der Gemeinde Großweismannsdorf einschneidendem Ereignis zusammen. Im Zuge der Gemeindegebietsreform endet mit Ablauf des 30. April 1978 die Selbstständigkeit der politischen Gemeinde Großweismannsdorf. Sie wird nach 170jährigem Bestehen aufgelöst und zum 1. Mai 1978 in den Markt Roßtal eingegliedert. Der letzte Bürgermeister Johann Bogendörfer übergibt zusammen mit dem Gemeinderat die Gemeindeverwaltung an den Markt Roßtal.

Zu diesem Zeitpunkt leben in Groß- u. Kleinweismannsdorf zusammen 491 Einwohner in 113 Wohngebäuden.

Die Bautätigkeit läßt jedoch nicht nach, und so entsteht im Bereich der Regelsbacher, Hengdorfer und Bachwiesenstraße und dem Zwieselsteig eine neue Siedlung. Dadurch bedingt ist in den 90er Jahren die Kläranlage wieder einmal zu klein. Der Markt Roßtal muß tief in die Tasche greifen und eine neue Kläranlage errichten. Sie wird im Umfeld der vorhandenen gebaut und schafft vorerst wieder Luft bei den Abwasserproblemen; auch deswegen, weil das Bauland in den beiden Weismanns-Dörfern knapp geworden ist.

1990 wird die Parkstraße und der Schulweg mit neuer Fahrbahndecke, sowie Wasserrinnen und -Abläufen versehen.

Unterdessen sind die Schwabacher und Heilsbronner Straße in Kleinweismannsdorf dem gestiegenen Straßenverkehr nicht mehr gewachsen. Vor allem haben die Fußgänger unter dem Fehlen von Gehsteigen zu leiden. Ein großzügiger – den Verkehrsverhältnissen entsprechender – Ausbau schafft hier 1994 Abhilfe. Dem Ausbau fällt auch das alte Milchhaus zum Opfer. Es diente jahrelang nach dem Ende der Milchgenossenschaft dem Jagdpächter als örtlicher Stützpunkt. Weiter wird die Kreuzung der Bundesstraße 14 (Ansbacher Straße) mit der Zirndorfer und Schwabacher Straße mit einer Lichtsignalanlage gesichert, was wieder ein halbwegs gefahrloses Überqueren der B 14 ermöglicht.

Im Januar 1998 stehen in den beiden Weismanns-Dörfern ca. 250 Wohnbauten. Sie werden bewohnt von 583 Einwohnern in Großweismannsdorf und 366 in Kleinweismannsdorf.

Um dem geänderten Freizeitverhalten der Bürger Rechnung zu tragen schafft die Straßenbaubehörde 1998/99 einen durchgehenden Radweg von Stein über Gutzberg, Großweismannsdorf und Oedenreuth nach Roßtal.

Das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Groß- u. Kleinweismannsdorf platzt mittlerweile wegen der mehr gewordenen Ausrüstung aus allen Nähten. Da jedoch durch den „Aufbau Ost“ seit der Wiedervereinigung Deutschlands die Geldmittel nicht mehr in dem Umfang zur Verfügung stehen wie früher, kam ein eigenes Feuerwehrhaus auf einem eigenen Gelände unter diesen Umständen nicht in Betracht. Der Markt Roßtal suchte nach einer kostengünstigeren Lösung. Da das frühere Mosthaus – hinter dem ehemaligen Gemeindehaus – seine Bedeutung verloren hat, wird es nun abgerissen und dafür eine neue Fahrzeughalle erbaut. Hierbei finden auch die sanitären Einrichtungen für die in der Feuerwehr Dienst leistenden Frauen angemessen Berücksichtigung. Im Erdgeschoß des ehemaligen Gemeindehauses erhält die Feuerwehr einen größeren Schulungs- und Versammlungsraum.
Wegen des überalterten Fuhrparks beschafft der Markt Roßtal ein modernes Löschfahrzeug, das auch die Geräte für technische Hilfeleistung (z. B. bei Verkehrsunfällen) beinhält.
Die Baumaßnahmen zum Feuerwehrgerätehaus begannen kurz vor Fertigstellung dieser Chronik.

Die beiden Weismanns-Dörfer feierten vom 23. bis 26. Juli 1999 zur Kirchweih die 750. Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung. Dazu soll diese Chronik besonders den erst in den letzten Jahren zugezogenen Mitbürgern etwas Verständnis für ihren Wohnort vermitteln.

Wolfgang Dersch
Juni 1999

Quellen:

G. u. W. Dersch: Großweismannsdorf und Kleinweismannsdorf - von der Vergangenheit zur Gegenwart, Festschrift zur Fahnenweihe und 90jährigem Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Groß- u. Kleinweismannsdorf, 1980.
Roland Kühn: Aus der Geschichte von Großweismannsdorf und Kleinweismannsdorf, Festschrift zum 100jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Groß- u. Kleinweismannsdorf, 1990.
Alfred Höhn: Die Straßen des Nürnberger Handels, 1985.