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Das nebenstehende Bild zeigt das Scheurlgut in Defersdorf im Jahre 1715. Man beachte das noch heute erhaltene Gartentürchen im Barockstil! (Ausschnittsvergrößerung aus dem in unseren Roßtalern Heimatblättern 11/1989 abgebildeten Titelblatt des Scheurlschen Stiftungsbuchs von 1715. Photo-Bruckner/Auerbach Opf.). |
Bereits 25 Jahre nach dem 650jährigen Ortsjubiläum können die Defersdorfer ihr 700jähriges Ortsjubiläum begehen! Denn inzwischen konnte ich im Stadtarchiv Nürnberg eine einschlägige Urkunde vom 28. Okt. 1314 einsehen, während das älteste bislang bekannte datierte Dokument über den Ort aus dem Jahr 1339 gestammt hatte. (Siehe den in 11/1989 abgedruckten Festvortrag!)
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Die Urkunde ist auf feinem Pergament in deutscher Sprache abgefaßt. Das Format liegt mit ca. 14,5 x 12,5 cm zwischen unseren Postkarten und dem modernen DIN A 5. (Stadtarchiv Nürnberg Al/UR 1314).
In etwas modernisiertem Deutsch lesen wir:
Ich, Cunrat der Mevrich, Bürger zu Nürnberg, tue kund allen, die diesen Brief zu hören oder zu lesen bekommen, daß ich mit gutem Bedacht und vorbedachtem Mute hab gegeben das Holz (das Gehölz, den Wald) zu Defersdorf hin zu dem selben Dorf zu Defersdorf, also daß dasselbe Gehölz keiner meiner Erben noch keiner meiner Nachkommen, denen das selbe Dorf und Holz zufällt, nicht sollen verkaufen des Holzes von dem Dorfe weder wenig noch viel; und also soll das Holz bei dem Dorfe ewiglich bleiben. Ich hab auch Berthold Rennemann und seinen Erben das Forsterbe desselben Holzes gegeben und gelassen, es zu einem rechten Erbe zu haben ewiglich. Und sie sollen den Leuten in dem Dorfe zu Defersdorf Holz geben nach ihrem Bedarf ohne Beeinträchtigung (Gefährdung, Willkür). Daß dies also stets bleibe, darum gebe ich diesen Brief versiegelt mit meinem Insiegel. Der Brief ist gegeben nach Gottes (Christi) Geburt, da man zählte dreizehnhundert Jahr, in dem vierzehnten Jahr an der heiligen Zwölfboten Tag Simonis und Judae. (Siegelband ist abgerissen, Siegel fehlt.)
Dazu drei Hinweise:
Familie Mevrich – manches Mal erscheint der Name infolge des Schreibens nach dem Gehör auch etwas anders – ist in der Zeit nach 1300 in Nürnberg hoch angesehen. Das läßt sich aus der Tatsache erkennen, daß außer unserem Cunrat auch andere Familienmitglieder als Bürgen vor dem Reichsschultheiß und den städtischen Schöffen und Ratsherren auftreten, wenn jemand als Neubürger in der Stadt aufgenommen werden will. (Im Staatsarchiv Nürnberg liegen die ältesten Nürnberger Neubürgerlisten, die ab 1302 aufgezeichnet wurden). Auch später taucht der Name immer wieder auf.
Auch als Hinweis auf die alte Verbundenheit Nürnbergs mit Defersdorf ist es bezeichnend, daß bereits 1314 ein Nürnberger Bürger über den (späteren) Gemeindewald verfügen kann und dabei in sozialem Verantwortungsbewußtsein für die Bedürfnisse der Ortsbewohner sorgt. Dabei geht er davon aus, daß Ort und Gehölz seinen Nachkommen zufallen werden. - Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurde der Waldbestand dann auf die einzelnen Höfe verteilt, wie wir im Festvortrag hörten.
Der frühere Burgstall als vermutlich befestigter Sitz des Ortsherrn spielt schon zu Mevrichs Zeiten anscheinend keine Rolle mehr, sodaß seine spätere Vernachlässigung nicht erstaunlich ist.
Von den zwölf jungen Frauen und Männern, die am 20. April 1845 unter der Führung von Pastor August Crämer in Bremen an Bord des Segelschiffes „Caroline“ in See stachen, um nach Nordamerika auszuwandern, stammten sieben aus Roßtal. Zu ihnen zählte Anna Margaretha Walther, die zu diesem Zeitpunkt 23 1/2 Jahre alt war. Ihr Reisepaß, der am 5. Februar 1845 vom Landgericht Cadolzburg ausgestellt worden war, hat sich im Besitz ihrer amerikanischen Nachfahren erhalten (John und Erna Lehner, geb. Lösel, Frankenmuth Michigan 48734). Er beschreibt sie als sehr groß, blond und von gesunder Gesichtsfarbe und stellt fest, daß ihre Augen grau, die Stirne gewölbt, Nase und Mund „proportioniert“, das Kinn rund, das „Angesicht voll“ seien.
Ihr Vater war damals bereits verstorben; so nennt der Paß nur ihre Mutter, die Seilerswitwe Anna Kunigunde Walther, wohnhaft in Roßtal Haus-Nummer 93. In Roßtal ließ die Auswanderin außerdem zwei Brüder zurück, den Glasermeister Peter Walther (Haus Nummer 6) und den Seilermeister und Spezereihändler Karl Walther (Haus Nummer 93), die sich 1844 bzw. 1846 verheirateten; beide werden auch Gütler genannt.
Anna Margarethas Entschluß, in die neue Welt auszuwandern, hängt zweifellos mit ihrem Bräutigam Lorenz Lösel (1817-1880) zusammen. Lösel stammt vom Göckendorf bei Schwabach und war bis zu seiner Auswanderung Hausknecht im Pfarrhaus Wilhelm Löhes in Neuendettelsau. Von ihm berichtet Löhe 1847: „Da man (= Löhe und August Crämer) im Pfarrhaus oftmals in Mußestunden die Sache (= Die Gründung der Missionskolonie Frankenmuth) besprach, so war ein wackerer, tüchtiger Hausknecht der Familie der erste, welcher sich zum Kolonisten darbot; von ihm aus kam der Gedanke an andere“ (W. Löhe, Gesammelte Werke Band 4, Neuendettelsau 1962, S. 142), jedenfalls auch an seine Roßtaler Braut. Lorenz Lösels Grabstein, eine einfache Säule, ist heute noch auf dem Friedhof der St. Lorenz Lutheran Church in Frankenmuth zu sehen.
Kaum hatte am 21. April das Auswandererschiff die deutschen Hoheitsgewässer verlassen, schlossen an Bord der „Caroline“ vier Paare der fränkischen Auswanderergruppe den Bund fürs Leben.
Pfarrer Crämer, der Leiter der Gruppe, führte die Trauung durch. Unter den Frischvermählten befand sich auch Lorenz Lösel und seine Frau Anna Margaretha, geb. Walther. In Bayern hatten sie sich vergeblich um eine Ehegenehmigung bemüht, die dort an den Nachweis eines sicheren und die wirtschaftliche Unabhängigkeit garantierenden Einkommens gebunden war. Und dieses konnten die jungen Auswanderer-Paare nicht nachweisen.
Anna Margaretha Lösel war eine gewandte Briefschreiberin. So war es nicht Lorenz, sondern sie, die die Daheimgebliebenen über die Anfänge und die Entwicklung der Kolonie Frankenmuth auf dem laufenden hielt. Einen ihrer Briefe (vom November 1847) hat Wilhelm Löhe in den „kirchlichen Mitteilungen von und aus Nordamerika“ (1848 Nr. 2, Seite 9–12) veröffentlicht; andere haben sich im Original im Löhe-Archiv der Gesellschaft für innere und äußere Mission in Neuendettelsau erhalten.
Den (leider undatierten) Entwurf eines ausführlichen Briefes, den Anna Margaretha Lösel an ihre Mutter und Geschwister in Roßtal gerichtet hat, hat der Verfasser 1987 im Besitz ihrer Nachfahren, des Ehepaares John und Erna Lehner in Frankenmuth, entdeckt. Mit einiger Sicherheit kann man sagen, daß er im Sommer 1849 zu Papier gebracht wurde, also knapp vier Jahre nach der Gründung der Kolonie Frankenmuth. Er berichtet so farbig über die Waldrodung, die Entwicklung der Land- und Viehwirtschaft sowie über das Leben der Missionsgemeinde, daß er hier im Wortlaut folgen soll.
Anna Margaretha Lösel, geb. Walther, an ihre Mutter in Roßtal/Mittelfranken, aus Frankenmuth:
„Herzlich geliebte Mutter und Geschwister!
Gottes Friede sei mit Euch!
Nach langer Sehnsucht erhielten wir freitags nach Pfingsten Euren lieben Brief, daraus wir mit Vergnügen und Dank gegen Gott ersehen, daß du, liebe Mutter, immer so gesund und kräftig (bist); der Herr segne dich ferner mit einem ruhigen und fröhlichen Alter von innen und außen! Daß Euch, lieber Bruder Karl und Schwägerin1), der Herr mit einem Söhnlein erfreut hat, des freuen wir uns mit Euch. Auch Euch, lieber Peter und Schwägerin2), hat der Herr schwer heimgesucht, indem Er Euer Töchterlein wieder zu sich nahm; das ist wohl dem Fleisch schwer, denn wir haben's auch erfahrn3), aber der Geist freut sich billig ihrer schnell gewonnen Seligkeit. Mit Betrübniß lasen wir, daß der Satan sich sehr bemüht, falsche Lehren bei Euch auszubreiten öffentlich4); ach der Herr behüte Euch vor diesem Gift, und gebe uns allen die rechte Einfalt, zu merken auf sein Wort. Wir alle sind bishei gesund; Barbara5) wurde mit einem Söhnlein glücklich entbunden. Das Kind nimmt bisher recht zu; es ist so ein munteres, freundliches und kräftiges Kind, daß man sich freut, wenn man's ansieht. Auch uns hat der Herr wieder ein Töchterlein geschenkt6), welches auch bisher recht zunimmt; dessen Path ist Pikelmann und Frau7). Mein Pathchen Margareth und unsre Anna sind kräftige, muntere Kinder; sie beide sind schon unterm Jahr gelaufen und sind jetzt schon beschäftigt, besonders die Kleinen zu wiegen und mit ihnen zu scherzen; freilich darf das Rüthlein auch nicht fehlen; Gott gebe Segen dazu. Unser lieber H. Pfarrer ist gegenwärtig bei der Sinode in Fortwein8); Schw. Johann9) ist dabei als Deputierter; sie werden ungefähr 4 Wochen ausbleiben. Das Reisegeld bezahlt dem Johann die Gemeinde; sie hat ihnen auch eine Magd gegeben, bis Johann wiederkommt, weil sie jetzt keine haben. Unsre Mission10) hat bisher guten Bestand; die Kinder sind recht fleißig zum Lernen; sie gehen auch alle Tage zu unserm Gottesdienst, singen mit, beten auch den Glauben und Vater Unser mit; sie sind auch sehr züchtig und rein gekleidet; ihr langes schwarzes Haar ist immer fein gemacht bei Knaben und Mädchen. Frau Pfarrerin11) hält sie immer fleißig und freundlich an zur Arbeit, besonders die Mädchen, und sie nehmen es auch an; sie haben auch sehr scharfe Augen auf den Wandel der Gemeinde; Gott gebe, daß wir ihnen vorleuchten zu Gottseligkeit. Geliebte Brüder! Weil Ihr denn gerne wüßtet, wie es mit unserm Haus und Viehstand aussieht, so wollen wir's Euch erzählen. Der Herr hat uns bisher gesegnet. In unsrer Ehe wohnt Sein Friede; eines will mit Gottes Hilfe dem ändern dienen. Weil wir niemand im Haus haben, so sieht mein lieber Lorenz auf die Kinder, wenn ich morgens zur Kirche gehe; abends geht er zur Kirche; es ist ein großer Reichthum, täglich Gottes Wort zu (hör)en. Wir haben bisher nur 8 Thlr.12) ausgegeben für eine Magd; wenn man halbweg durchkommen kann, nimmt man hier niemand, denn der Arbeitslohn ist zu groß. Also Lorenz allein hat bisher 18 Aker13) abgeräumt; davon sind heuer 11 Aker angebaut, 4 Aker sind zur Viehweide gemacht, darein Lorenz Grassamen, hiesigen, säte, welcher so hoch wird als das Korn; in dieser Viehweide fließt ein liebliches Bächlein, daraus das Vieh sauft14); an diesem Bächlein haben wir unsern Brunnen, 5 bis 6 Fuß tief und hat sehr gutes Wasser und hält auch sein Wasser im ganzen Sommer. Bisher haben wir alle Jahre etwas verkauft an Weitzen, Erdbirn, Welschkorn15); Weitzen zu 6 Seh. (?) bis 1 Thlr., Erdbirn zu 2 bis 3 Schilling, Welschkorn 40 bis 50 Cents. Voriges Jahr bauten wir 80 Büschel16) Sommerweitzen; es hat ihn Mehltau getroffen, aber nur den späten; wenn wir ihn zur gleichen Zeit gesät hätten, hätten wir 100 Bschl. bekommen nach unsrer Ansicht; wir bauten auch 9 Bschl. Erbsen, 6 Bschl. Buchweitzen oder Heidel, 3 Bschl. Hafer, 120 Bschl. Erdbim, 60 Bschl. Welschkorn und allerlei Herbstfrüchte, wie ihr sie baut; solche Sachen können wir freilich nicht viel ausmachen, weil sie auch bearbeitet sein wollen, wie bei Euch; doch jetzt haben wir einen Pflug; Lorenz hat vergangnen Herbst und dieses Frühjahr geakert; es geht ganz gut. Mit dem Rindvieh hatten wir bisher unser liebes Kreuz; 6 Kälber sind uns bisher theils gefallen, theils haben wir geschlachtet. Jetzt haben wir 2 starke Ochsen für uns17); vor zwei Jahren kaufte sie Lorenz vor 40 Thlr. werth, alt 6 Jahr; mit denen akert Lorenz gut; die Pflüge sind hier ganz eisern ohne Rüster und Keindel18). 1 Pflug kostet 8 bis 12 Thlr. 2 Kühe haben wir; vergangnen Winter hatten wir 8 Schweine; dieses Frühjahr verkauften wir 4 davon; wir machen jährlich 4 bis 5 Ct. Schweinefleisch. Wie jetzt die Früchte aussehen, so herrlich bei uns, wünschen wir oft, Ihr möchtet sie doch sehen, besonders das Getreide; heuer haben wir zum erstenmal Winterweitzen und Korn; nach dem jetzigen Aussehen können wir heuer 200 Bschl. Weitzen bekommen; die übrigen 3 Aker hat Lorenz erst diesen Winter geräumt; darauf soll diesen Herbst Winterweitzen gesät werden; Lorenz will sich auch eine Getreidesense kaufen; damit mäht er so viel, als 9 bis 12 Mann schneiden; an dieser Sense ist auch ein Rechen, der alles fein zurechtlegt. Bisher haben wir unser Getreide gedroschen, wie Ihr drescht; aber da es hier Maschinen gibt, damit man des Tags 4 bis 500 Büschel dreschen und putzen kann, so will die Gemeinde, oder wenigsten einige Nachbarn, zusammen thun und, so Gott Segen zur Erndte gibt, solche kaufen; denn in den meisten Häusern sind, wie bei uns, nur 2 Leute zu arbeiten, meistentheils kleine Kinder, da muß man denn wo möglich mit aller Arbeit kurz machen.“
1) | Der Bruder Karl ist der Seilermeister Karl Walther in Roßtal (vgl. Wilhelm Lohe, Gesammelte Werke, Bd. 4, Seite 91); in den Pfarrmatrikeln wird er auch Spezereihändler bzw. Krämer, außerdem Gütler genannt (Hausnummer 93). Nachdem sein erster Sohn, Lorenz Walther (geboren am 27. Juni 1847), bereits nach kurzer Zeit (1. November 1847) verstorben war, wurde ihm am 7. April 1849 ein zweiter Sohn, Johann Peter, geboren. Die Mutter ist Anna Katharina Walther, geb. Vogel, Bauerstochter aus Roßtal (Eheschließung: 2. Oktober 1846). |
2) | Der Bruder Peter ist der Glasermeister Johann Georg Peter Walther, Gütler in Roßtal (vgl. W. Lohe a.a.O. Seite 91 und Pfarrmatrikeln). Er heiratete am 21. Juli 1844 die Roßtaler Gütlerstochter Anna Auer. Dieser Ehe entstammen der Sohn Johann Georg Karl Walther geb. am 23. Juni 1849) und die Tochter Katharina Walther (geb. am 7. April 1848); diese verstarb bereits am 10. Mai 1848. Nach den o. g. Familiendaten war offenbar die Geburt von Karl Walthers zweitem Sohn, Johann Peter, am 7. April 1849 der Anlaß für das Schreiben, das am Freitag nach Pfingsten (= 1. Juni) in Frankenmuth eintraf. Nach den Briefstempeln eines im Löhe-Archiv Neuendettelsau erhaltenen Brief aus Monroe/Michigan (B 42, 3844) vom 22. Juni 1846 betrug die Beförderungsdauer (nach Neuendettelsau) genau 42 Tage (präsentatum 3. August). Zwischen dem 7. April 1849 und dem 1. Juni 1849 (Freitag nach Pfingsten) liegen 55 Tage, so daß eine für die Beförderung ausreichende Frist zwischen dem terminus post quem und der Zustellung liegt. |
3) | Das erste Kind des Ehepaares Lorenz und Margarethe Lösel, Johann Matthäus Lösel, starb bereits acht Tage nach seiner Geburt am 20. August 1846 (freundliche Auskunft von Frau Erna Lehner/Frankenmuth; vgl. auch Hermann F. Zehnder, „Teach my people the truth“ – the story of Frankenmuth/Michigan, Bay City/Michigan 1970, Seite 67) |
4) | vermutlich Anspielung auf die Revolution von 1848/49, die in streng lutherischen Kreisen als Abfall von Gottes Gebot verurteilt wurde. |
5) | Barbara ist vermutlich die Schwester der Briefschreiberin, Barbara Walther die 1846 mit der zweiten Gruppe nach Frankenmuth auswanderte (vgl. Evang.-luth. Kirchengemeinde Roßtal (Hg.), 450 Jahre evangelische Predigt in Roßtal, Roßtal 1975, Beilage IV Nr. 20). Sie heiratete am 17. März 1847, kurz vor ihrer Auswanderung, den Müllerssohn Johann Matthias Hubinger von der Louismühle bei Deßmannsdorf (Landkreis Ansbach). Vgl. Bavarian Inn/Frankenmuth (Hg.), Frankenmuth Family Histories, Frankenmuth 1986, Seite 50. |
6) | Die Tochter Anna Barbara wurde am 17. Juni 1847 geboren; dem Namen nach zu schließen war die Schwester der Briefschreiberin, Anna Barbara Hubinger, geb. Walther, die Patin. |
7) | Der Weber Johann Pickelmann aus Velden, Gemeinde Herrieden (Landkreis Ansbach) war Mitglied der ersten Auswanderergruppe, die nach Frankenmuth aufbrach, und heiratete am 21. April 1845 an Bord des Auswandererschiffes die elternlose Dienstmagd Anna Margarethe Auer, die zuletzt in Löhes Pfarrhaus in Neuendettelsau in Stellung gewesen war. Anna Margaretha Pickelmann war die Hebamme von Frankenmuth und verhalf in dieser Eigenschaft mehr als 800 Babys zum Leben. Vgl. Bavarian Inn Seite 79. |
8) | Pfarrer Friedrich August Crämer, 1812–1891. Über ihn vgl. Matthias Simon, Friedrich August Crämer Indianermissionar und Hochschullehrer, in: Sigmund Frh. von Pölnitz (Hg.), Lebensläufe aus Franken, 6. Band, Würzburg 1960, Seite 76 bis 81. Die Synode fand in Fort Wayne/Indiana statt. |
9) | Schwager Johann ist vermutlich Johann Matthias Hubinger. Dieser war u. a. Trustee of St. Lorenz Church in Frankenmuth (vgl. Bavarian Inn Seite 50). |
10) | Gemeint ist die Indiandermission, die von der Gemeinde Frankenmuth getragen wurde. Die in Zeile 33 genannten Kinder sind Indianerkinder aus dem Stamm der Chippewas, die im Blockhaus des Pfarrers wohnten und in Frankenmuth die Schule besuchten. Die ersten drei Indianerkinder wurden am 27. Dezember 1847 getauft. Der Wegzug der Indianer sowie eine verheerende Windpockenepidemie, der 1850 fast alle Indianerkinder in Frankenmuth zum Opfer fielen, setzten der Indianermission in Fr. ein Ende. Vgl. Zehnder, S. 69 ff. |
11) | „Frau Pfarrerin“ ist Dorothea Crämer, geb. Benthien. Crämer hatte sie an Bord des Auswandererschiffes kennengelernt und zwei Tage nach der Ankunft in New York (10. Juni 1845) geheiratet. Da Frau Benthien ein uneheliches Kind mit in die Ehe brachte, fand diese Vermählung nicht die Zustimmung der Siedler und belastete ihr Verhältnis zur Familie des Pfarrers in den folgenden Monaten sehr. Es war gerade der selbstlose Einsatz von Frau Crämer für die Indianerkinder, der die ihr entgegengebrachten Vorurteile zerstreute. Vgl. Zehnder S. 73! |
12) | Thlr. = Thaler, vermutlich dasselbe wie Dollar. Löhe rechnet 1842 eine Dollar zu zwei Gulden und 30 Kreuzer (Kirchliche Mitteilungen aus und über Nordamerika 1, 1843, Nr. 4) |
13) | 1 acre = 4.047 qm; „Abräumen“ heißt hier offenbar soviel wie „Roden“. |
14) | Heute Grundstück John und Erna Lehner, 10295 Tuscola W. in Frankenmuth. Frau Lehner ist eine Enkeltochter von Lorenz Lösel. |
15) | „Welschkorn“ = Mais (Grimms Deutsches Wörterbuch, Band 13, Leipzig 1922, Seite 1355) |
16) | 1 bushel (in den USA) = 35,2 l |
17) | 1845 hatte Lorenz Lösel zusammen mit Martin Haspel ein Paar Ochsen für 58,50 Dollar gemeinsam gekauft. Vgl. Zehnder Seite 55 und 58 |
18) | „Riester“ hat nach Schmeller (Bayerisches Wörterbuch, Band II, München 1877, Seite 161) mehrere Bedeutungen: Pflugsterz, Streichbrett am Pflug und der hölzerne Halt der Pflugschar. Vermutlich ist hier die dritte Bedeutung einschlägig. „Keindel“ wird weder bei Grimm noch bei Schmeller nachgewiesen. Auf demselben Doppelblatt, auf dem mit Tinte der hier vorgelegte Text konzipiert wurde, folgt ein weiterer Briefentwurf, der mit Bleistift geschrieben wurde und deshalb nur schwer lesbar ist. Er handelt von einem schweren Malaria-Anfall, der vermutlich auch 1849 Lorenz Lösel heimgesucht hat. Dem Vetter Bernecker und dem Mühlgesellen Simon Volkert in Roth wird auf Anfrage dort am Ende mitgeteilt: „Wer hier arbeiten will, hat sein Durchkommen leichter als in dem geliebten Vaterland.“ |