Der „Kuhbuckel“
(Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim)
Den sogenannten „Kuhbuckel“ vor dem Haus mit anschließendem Misthaufen kann man noch in allen Teilen Mittelfrankens finden, so auch ein paarmal noch in Roßtal und Umgebung.
Das Wohn-/Stallhaus war bei den Kleinbauern – den „Sächlesbauern“ üblich. Der „Kuhbuckel“ entstand durch eine Erdaufschüttung vor dem Eingang, so daß die Kühe und Schafe ohne Treppe in den Stall gelangen konnten. Daß dies nicht immer ohne Schmutz vor sich gehen konnte war klar, deshalb war auch der Hausgang aus gestampftem Lehm sehr praktisch. Später wurden dann erst Sandstein- oder Solnhofer Platten verwendet, die man auch besser pflegen konnte.
Der einzige gemeinsame Eingang für den Bauern und die Tiere war stark frequentiert, da die Tiere mindestens 3mal zur Tränke – der Brunnen war ja immer vor dem Haus – getrieben oder geführt werden mußten. Außerdem wurden die Kühe noch eingespannt und für die Feldarbeit dringend gebraucht.
Das Futter, das Stroh zum Einstreuen, die gemolkene Milch, der Mist, alles mußte durch den Hausgang geschafft werden und durch diese einzige Türe. Das Futter und der Mist wurden zum Teil mit dem Schubkarren gefahren oder mit der Gabel hinausgebracht auf den Misthaufen vor dem Haus.
Die Einteilung des Wohn-/Stallhauses ist fast überall gleich. Die Schlafkammer des Bauern war stets in unmittelbarer Nähe des Stalles, damit man etwaige Unruhen im Stall, Geburten oder Kolliken etc. sofort bemerkte. Die Tiere waren ja das Kapital des Bauern.
Größere Bauernhöfe mit Ochsen- und Pferdehaltung waren etwas anders konzipiert. Das Wohnhaus und der Stall waren ebenfalls unter einem Dach, nur daß ein eigener Eingang für das Vieh vorhanden war. Vom Wohnhaus aus konnte man den Stall durch einen Stallgang erreichen. Die Schlafkammer des Bauern war genauso wie beim Wohn-/Stallhaus direkt neben dem Stall.
![]() |
Grundriss |
Ein fränkisches Dorf ohne Wirtshaus ist kaum vorstellbar und dort, wo in Franken Bier getrunken wird, gehörte nicht selten, dies wenigstens noch vor einigen Jahrzehnten, zu jeder größeren Gastwirtschaft auch eine Brauerei dazu. Manche Kenner und Liebhaber des Gerstensaftes trauern dieser Zeit nach, da es in den Städten und Dörfern eine Vielzahl von Brauereien gab, die ihren Ehrgeiz darein setzten, ein möglichst gehaltvolles Getränk herzustellen.
Die Kunst, gutes Bier zu brauen war, geschichtlich rückblickend, in Franken nicht überall in gleichem Maße anzutreffen. Dort wo die Böden karg und das Essen bescheiden war, konnte der Reisende – und es sind vorwiegend Reiseberichte, die uns davon Kenntnis geben – auch kein gutes Bier erwarten. So wird in zeitgenössischen Reisebeschreibungen nicht selten rühmlich oder weniger schmeichelhaft über die Qualität des Bieres berichtet.
In Franken war bereits im Mittelalter das Gerstenbier der übliche Haustrunk und aus der Zeit um 1550 sind „allerley bewährte Bierkünste“ bekannt, die einen Biertrinker heute schaudern lassen.
So wird von Lavendel-Bier berichtet, welches „gewaltig das Haupt stärkt und auch ein köstlich Ding ist wider den Schlag“; „Melissen-Bier stärkt das Herz und ist den Frauen sehr gesund und nützlich“. Es werden weiter aufgeführt: Nelken-Bier, Wacholder-Bier, Lorbeer-Bier, Wermut- und Salbei-Bier, wobei letzterem zugeschrieben wurde, daß es „... das Zittern der Kniescheiben und anderer Glieder nimmt, daß es wacklige Zähne wieder fest macht“. Auch Kümmel- und Birkensaftzusätze sollten geschmacksverbessernd wirken.
Im 18. Jahrhundert dürften derartige „Gebräue“ sicher längst der Vergangenheit angehören, wenngleich auch über die Qualität der einzelnen Produkte mitunter heftig Klage geführt wird.
In Burgfarrnbach wurde ein nicht gehopftes „weißes Bier“ in Massen gebraut, das weithin verkauft und vor allem von den ärmeren Volksschichten getrunken wurde. Ob es diese Sorte Bier war, von der ein Reisender durch das Gebiet des heutigen Mittelfranken in jener Zeit berichtete „... daß man in den Gasthäusern eine elende Brühe bekommt, die oft dem Harne der Pferde gleicht“?
Dagegen gibt es auch andere Stimmen. Ernst Moritz Arndt, Dichter und Professor der Geschichte an der Universität Greifswald, der im Sommer 1798 eine „Reise von Baireuth bis Wien“ unternahm und seine Erlebnisse als Reisebeschreibung unter diesem Titel veröffentlichte, erzählt von einer Einkehr in Muggendorf in der Fränkischen Schweiz wo ihn „... das Bamberger Bier erfreute“. In seiner Schilderung des Menschenschlages in der Gegend um Bayreuth schreibt er, daß sie: „... wenig Fleisch und feste Speisen essen, sondern mehr dünne Suppen, Salat mit Kartoffeln, zum Brote Gurken und andere leichte Sachen, aber treffliches Bier trinken fast alle und lassen sich nichts davon abgehen. Das Bier ist hier in Franken schon wieder viel besser als in Thüringen, aber dafür auch teurer“.
Der preußische Minister Hardenberg, der nach der Abdankung des letzten Ansbacher Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander ab 1792 die in das Königreich Preußen eingegliederten fränkischen Fürstentümer verwaltete, berichtet von einem Bier „vorzüglicher Güte“ das als „Lagerbier“ in Felsenkellern kühl gelagert wird.
Einige Jahre später, im Jahre 1802, schreibt der bayerische Spion Major Karl, Roger von Ribaupierre, der in geheimer Mission auf Befehl seines Auftraggebers, des Wittelsbachers Max IV. Josef, die wirtschaftliche Beschaffenheit der fränkischen Gebiete, die an Bayern fallen sollten, was im Jahre 1806 auch geschah, auskundschaftete u. a.: „... daß ihm in Forchheim die vielen Brauhäuser auffielen und der große Bierkonsum der Bevölkerung, im Gegensatz zur geringen Nahrung.“
Und in der Tat, die Zahlen des Bierausstoßes um diese Zeit sind bedeutend. In Schwabach z. B. brauten im Jahre 1750 die Rotbierbrauer, es waren derer 56 an der Zahl, 1103 Sude, wobei ein Sud dem Maße von 42 Hektolitern heute entspricht und von dem schon zitierten „weißen Bier“ wurden von vier Brauern dazu noch 133 Sude hergestellt.
Aus dem Amte Hof sind aus dieser Zeit Zahlen bekannt, die auf einen pro Kopf-Verbrauch von 190 Maß im Jahre schließen lassen. Bier ist im 18.Jahrhundert das Getränk weitester Bevölkerungskreise und deshalb ist es bei der zentralen Stellung unseres Ortes Roßtal als Pfarrort, mit Stadtrechten bis 1821, sowie Sitz eines Richteramtes bis 1797 besonders auffallend, daß es, rückblickend bis in das 16. Jahrhundert, hier nie eine Brauerei gab.
Der Versuch ein „Bräuhaus“ zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Roßtal zu errichten scheitert, aber davon später.
In Weinzierlein, Buchschwabach und ab 1730 in Ammerndorf gab es Brauereien, wobei besonders interessant die Geschichte der Brauerei in Weinzierlein sein dürfte, da der Name ursprünglicher Besitzer heute noch von einer fränkischen Großbrauerei geführt wird.
Dank familiengeschichtlicher Aufzeichnungen war es möglich, eine Eintragung aus dem Salbuch von 1539 des Richteramtes Roßtal einzusehen, aus welcher das Steueraufkommen und die Besitzverhältnisse des „Präuhaus zu Weinzürl“ zu ersehen sind.
Der Eintrag lautet: „Die (markgräfliche) Herrschaft hat auch daselbst ein Erbpräuhaus oder Präustatt darauf jetzo Ull Schmidt sitzet davon er der Herrschaft von einem jeden Präu und jedesmal 1/2 Gulden Umgeld nach Onoldsbach übersendet. Sooft er sieden tut sollen die Umgelder (Steuereinnehmer) nach Onoldsbach aufschreiben wieviel Sieder er im Jahr getan hat. Dafür soll der Präuer jedesmal den Umgeldern 1 Pfund Heller und Essen und Käs geben“.
Nach dem Bierbrauer Ull Schmidt folgt ein Hans Jarm und, nach einer Eintragung im Roßtaler Kirchenbuch aus dem Jahre 1604, ist ein Hans Hoffmann als Bierbrauer genannt. Hans Hoffmann ist nach dem Eintrag im Sterberegister aus dem Jahre 1632 unter den Toten, die der 30jährige Krieg hier fordert. Aus der schon genannten familiengeschichtlichen Aufzeichnung geht hervor, daß nach dem Tode des Hans Hoffmann die „Bierpreuerin und Sohn Peter“ 1633 zu Ansbach als „Mannlehen“ eine „Hofwiese beim Stadel“ erhalten haben, ohne Abgaben entrichten zu müssen.
Wie lange und ob überhaupt nach dem Tode des Hans Hoffmann die Brauerei in Weinzierlein weiterbetrieben wurde ist nicht ersichtlich; die Kriegsschäden werden dies wahrscheinlich unmöglich gemacht haben.
Dem Roßtaler Kirchenbuch ist zu entnehmen, daß im Jahre 1650 der aus Boxdorf stammende Bauernsohn Johann Humbser die Tochter Apollonia des in den Kriegswirren umgekommenen Hans Hoffman heiratet. Die Folgen des 30jährigen Krieges hier sind entvölkerte und zerstörte Dörfer. Im Jahre 1652 kauft Johann Humbser die „Präustatt“, eine Ruine, von der markgräflichen Herrschaft um 80 Gulden und beginnt mit dem Aufbau. Er muß ein tatkräftiger Mann gewesen sein, die Roßtaler Kirchenbücher nennen ihn Bierbrauer und Gerichtsbeisitzer und bereits 1662, so nach der familiengeschichtlichen Aufzeichnung, fürchtet das Heilsbronner Bräuhaus seine Konkurrenz und erreicht, daß er kein Bier mehr nach Ammerndorf liefern darf.
Unter den Söhnen, Enkeln und Urenkeln des Johann Humbser sind wieder Bierbrauer, die ihrerseits, standesbewußt, die Töchter von Brauern oder/und Gastwirten der näheren und weiteren Umgebung heiraten; so in Cadolzburg, Bonhof, Fürth, Thalmässing.
Der letzte Humbser, der in Weinzierlein die Brauerei betrieb, war ein Johann Michael Humbser, im Kirchenbuch eingetragen als Bierbrauer, Wirtschafts- und Gutsbesitzer; er starb im Jahre 1829.
Zehn Jahre vorher heiratet ein Johann Christoph Eckert aus der Kernmühle, ein Bierbrauer von Beruf, die Tochter Anna Barbara des damals schon verwitweten Johann Michael Humbser und übernimmt von seinem Schwiegervater für 12 000 Gulden das Anwesen Weinzierlein Nr. 15 und 19. Grundherr des „Braugutes“ ist um diese Zeit noch das „Kastenamt“ in Cadolzburg. Zur Brauerei gehörte zum Zeitpunkt der Übernahme, nach einer Aufstellung, auch ein Hopfengarten mit über 6 Tagwerk, so daß, wie es scheint, alles Nötige zur Bierherstellung in Weinzierlein selber erzeugt wurde.
Wie lange die Brauerei im 19. Jahrhundert unter dem Namen Eckert weiter geführt wurde, ließ sich nicht mehr feststellen. Eine kaum noch leserliche Inschrift auf einer Sandsteinplatte, eingelassen in der Gebäudewand längs der heutigen Uferstraße in Weinzierlein, vermerkt den Namen Johann Christoph Eckert, das Jahr 1823 oder 1825 und trägt die Insignien des Brauhandwerks. Die zur Brauerei gehörende Gastwirtschaft wurde erst im Jahre 1961 geschlossen; Brauerei- und Gastwirtschaftsgebäude bestehen nicht mehr. Was es mit der „Kartl-Akademie von Weinzierlein“ auf sich hat, eine fiktive Institution, die jeder fränkische Kartenspieler kennt, läßt sich nicht klären. Es könnte sein, daß eine feucht-fröhliche Kartenspielerrunde einst diesen Begriff im Humbser'schen oder später Eckert'schen Gasthaus zu Weinzierlein geprägt hat.
Auch in dem an der alten Verbindungsstraße von Nürnberg nach Ansbach, der heutigen B14 gelegenen Ortsteil von Roßtal, Buchschwabach, wurde Bier gebraut.
Buchschwabach, das in einer Besitzbeschreibung des 9. Jahrhunderts zum Kloster St. Emmeram in Regensburg gehörte, kam etwa im Jahre 1430 zur Pfarrei Roßtal.
Im Taufregister des Jahres 1692 ist die Taufe eines Sohnes des Hans David Häusinger, Wirt zu Buchschwabach eingetragen. Häusinger hat offenbar nicht selber gebraut, weil wenig später die Familie Sassinger, auch Satzinger geschrieben, ausdrücklich als Wirte und Bierbrauer genannt werden und dieses Gewerbe auch über 100 Jahre in Buchschwabach ausüben. Der letzte Bierbrauer in Buchschwabach war ein gewisser Weinmann, Hausnummer 18, der auf diesem Anwesen bis 1910 seiner Tätigkeit als Brauer nachging.
In Ammerndorf existierten bereits im 16. Jahrhundert drei Gastwirtschaften, die aber selber nicht gebraut haben. Erst im Jahre 1622, also im 30jährigen Krieg, der zu diesem Zeitpunkt in unserer Gegend noch kaum Auswirkungen zeigte, stellte ein Gastwirt namens Keeser das Ersuchen um Einrichtung einer Brauerei. Sein Ansuchen wird vom Heilsbronner Klosterverwaltungsamt, Keeser ist Heilsbronner Untertan, unterstützt; die markgräfliche Verwaltung in Cadolzburg lehnt jedoch ab. Ähnlich den Argumenten von denen später noch zu hören sein wird, lauten die des Cadolzburger Oberamtes auf das Keeser'sche Gesuch. Man befürchtet Beeinträchtigungen der bestehenden Brauereien in Weinzierlein, Langenzenn aber vor allen für die in Cadolzburg. Das Oberamt schreibt unter anderem: „Die Cadolzburger arme Bürgerschaft von 89 Herdstätten, ohne Zubehör von Feldern und Wiesen, hätten durchs ganze Jahr kein Aufhebens, als was vom Bierbräuhandel fällt. Cadolzburg sei eine arme Gemeinde, der man schon von Alters den Bierbräuhandel zu ihrer Unterhaltung zugewendet und daher die Errichtung von Bräustätten in Roßtal, Zirndorf, Veitsbronn und anderwärts nicht gestattet habe, Ammerndorf solle zufrieden sein mit seiner guten Nahrung und nicht andere verderben wollen“.
Der Markgraf in Ansbach stimmte der Begründung des Cadolzburger Oberamtes zu und lehnte das Gesuch des Gastwirts Keeser ab. Die Cadolzburger Brauereien konnten diesmal noch eine entstehende Konkurrenz abwehren.
1728 wurde einem Sophonias Friedel in Ammerdorf die Genehmigung erteilt, eine Braustätte zu eröffnen und im Jahre 1730 erhält auch ein aus Schweinau bei Nürnberg stammender Tobias Steinberger die „Braugerechtigkeit“, allerdings mit der Auflage, daß er nur soviel brauen darf, wie er in seiner eigenen Wirtschaft, es ist die heute am Marktplatz 1, nötig hat. Warum nun keine markgräflichen Einwände gegen die Errichtung von zwei Braustätten in Ammerndorf erfolgen, obwohl in Cadolzburg um diese Zeit 6 bis 7 Brauereien existiert haben sollen, ist nicht bekannt.
Das Unternehmen des Tobias Steinberger blühte auf, offensichtlich bestand ein Bedarf. Die Brauerei in Ammerndorf, die später auf die Familie Strebel, nachfolgend auf die verzweigte Brauerfamilie Dorn, aus Großhaßlach stammend, überging und nun in der zweiten Generation im Besitze der Familie Murmann ist, versorgt heute noch im Umkreis von 25 km rund 10 Gaststätten mit ihrem Bier.
Wurde in den Roßtaler Gasthäusern zu jener Zeit Bier aus Weinzierlein, Buchschwabach, Schwabach oder später aus Ammerndorf getrunken?
Nach einer Aufzeichnung der Gewerbe vom 11. August 1815 gab es in Roßtal drei „Zapfenwirte“ und zwei „Tabernwirte“, also auch Weinausschank, die ihre Getränke von auswärts beziehen mußten.
Es ist kaum anzunehmen, daß man das Bier über den relativ weiten Transportweg von Schwabach her bezog. Viel näher liegt und die nachstehenden Anmerkungen verstärken diese Annahme, daß das Bier aus Weinzierlein hier ausgeschenkt wurde. Weinzierlein gehörte zur Gemeinde Roßtal und die „Erbpräustatt“ des Markgrafen, von den Humbsern betrieben, konnte sich ihres Absatzes sicher sein; außerdem werden die Humbser, in drei Generationen als Gerichtsbeisitzer und Ratsherren von Roßtal genannt, verstanden haben, ihren „Ortsvorteil“ zu nutzen.
Wie schon erwähnt, gab es einen Versuch, in Roßtal ein Brauhaus zu errichten.
Im Jahre 1717 erwarb Lorenz Edler von Schmiedl (auch Schmiedel geschrieben) aus Nürnberg das Schloß in Roßtal von der Familie von Furttenbach. Schmiedl, ein Türkenkriegsveteran, der ob seiner Verdienste im Jahre 1710 den Adelsbrief erhielt, bekam von der markgräflichen Regierung in Ansbach jedoch keine Genehmigung für den Bau eines „Bräuhauses“, um die er nachsuchte. Der Antrag wurde abgelehnt, weil man Einbußen der markgräflichen Brauereien in Schwabach und Weinzierlein befürchtete. Aus dieser Ablehnung ist zu schließen, daß die Brauerei in Buchschwabach und die etwas später gegründete Brauerei in Ammerndorf nur örtliche Bedeutung gehabt haben dürften, während die markgräflichen Braustätten Schwabach und Weinzierlein offenbar auch „exportierten“.
Dem Edlen von Schmiedl waren in Roßtal nur drei Jahre vergönnt; im Sterberegister vermerkt der 2. Pfarrer zu Roßtal, Johann Balthasar Geier unter dem 20. Februar 1720 das Leichenbegängnis des Schloßherren.
Schmiedl wird in der Nacht in der Kirche zu Roßtal in einer Gruft beigesetzt. Aus der längeren Beschreibung des Ablaufs der Zeremonie und der Würdigung der Person des ehemaligen Offiziers ist zusammengefaßt folgendes zu entnehmen: Schmiedl zog sich eine Verletzung an der linken Hand zu, die sich, wie der Pfarrer – er nennt sich Kaplan – schreibt, zu einem „Rotlauffluß mit großer Geschwulst“ entwickelte. Auf dem Wege nach Nürnberg, wo er zur medizinischen Versorgung mit dem Fuhrwerk verbracht wurde, erlitt er noch einen „Schlagfluß“ und verstarb.
Kaplan Geier schreibt über den Dahingeschiedenen: „Er war ein ehrlicher und guttätiger Mann, der die liebe Armut mit reichem Almosen wohl bei seiner Lebzeit versorget und auch hiesigen Orts wie auch in Ansbach einer gewissen Anzahl Kinder; ohne Entgelt zur Schule geführt hat“. Nach der Erwähnung seiner „Bravour“, also seiner Tapferkeit in den Türkenkriegen, die ihm das Adelsprädikat einbrachte, schreibt Kaplan Geier weiter und dies ist leider nur bruchstückhaft lesbar, daß Schmiedl das Furttenbach'sche Gut um 14 000 Gulden erwarb und auf einem großen Stück des „Burggutes“ ein „kostbares Bräuhaus“ errichten wollte. Aus den fast unleserlichen Aufzeichnungen läßt sich zusammenreimen, daß hierfür auch die unbefestigten Dorfwege zum Schloß hin befestigt werden sollten. Mit der Ablehnung des Baugesuches aus Ansbach müssen noch weitere Widrigkeiten aufgetreten sein, die den Kaplan zur Vermutung Anlaß gaben: „... lassen ihn (Schmiedl) zum großen Schaden und Bekümmernis und vielleicht auch Verkürzung seines Lebens gestürzet“.
Aus dem Schluß der Eintragung erfährt man auch die Meinung des Pfarrers zu diesem, für Schmiedl negativen Bescheid der markgräflichen Regierung. Geier schreibt, was sich wie nachstehend entziffern läßt: „... da der sonst so gute und ... (?) Mann nach der allgemeinen Meinung bei so fürsorglicher Mehrung der Bierbrauerei gestanden wäre“.
Waren die Roßtaler mit der Qualität des hier ausgeschenkten Bieres unzufrieden und hätten sie sich gerne einen besseren Gerstensaft gewünscht?
Schmiedl, der zwei gefangene Türkenkinder an Kindes Statt angenommen hatte, diese taufen und wohl unterrichten ließ, wollte seine Adoptivsöhne Christian und Georg Friedrich, die beide zu dieser Zeit nahe des vierzigsten Lebensjahres gewesen sein müssen, nicht unversorgt lassen. An der Stelle des nicht genehmigten Bau eines „Bräuhauses“ ließ Schmiedl nun zwei Mietshäuser errichten. Beide Häuser wurden beim Einsturz der Schloßmauer am 15. März 1866 zerstört. Das Ereignis forderte sieben Menschenleben. Man darf annehmen, daß gleich den Mietshäusern auch das „Bräuhaus“, wäre es gebaut worden, ein Ende gefunden hätte.
So hat von allen Bierbrauereien um Roßtal nur die in Ammerndorf, die ursprünglich nur für die Menge des Eigenbedarfs die markgräfliche Konzession erhielt, alle wirtschaftlichen Schwankungen und dies mehr als 250 Jahre, wenn auch unter wechselnden Namen, überstanden.
In Roßtal selbst hat es weder zur „Markgrafenzeit“ noch in der späteren „bayerischen“ Zeit je eine Brauerei gegeben, was bei der Bedeutung unseres Ortes in der Vergangenheit sicher ein Kuriosum sein dürfte.
Sterbe-,Tauf- und Heiratsregister der evang.-luth. Pfarrei Roßtal |
Aufzeichnungen der Familie Eckert, Weinzierlein |
aus den Salbüchern des Richteramtes Roßtal |
: „Reise von Baireuth nach Wien“, S. 6, Faksimile der Ausgabe von 1801, Verlag Palm u. Enke, Erlangen 1985. |
: „Kulturgeschichte des Deutschen Volkes“, Band VI, Verlag Herder, Freiburg 1924. |
: „Ammerndorf“ Geschichte einer Marktgemeinde an der Bibert: S. 64, Marktgemeinde Ammerndorf 1989. |
: „Roßtal - Vergangenheit und Gegenwart“, S. 131–133, Herausgeber Markt Roßtal 1978/79. |
: „Schwabach, Beiträge zur Stadtgeschichte und Heimatpflege“, S. 53, Verlag Peter Gersbeck, Schwabach 1977. |
: „Arme Leute, Bettler und Gauner in Franken des 18. Jahrhunderts“, S. 23/24, Kommissionsverlag Degener und Co, Neustadt/Aisch 1988. |
Herrn Pfarrer Dieter Koerber, Roßtal, für die Unterstützung bei der umfangreichen Sucharbeit in den Kirchenbüchern.
Herrn Paul Eckert und Frau, Weinzierlein, Uferstraße 1, für die mündlichen und schriftlichen Hinweise aus der Familiengeschichte.
Herrn Johann Erdel, Buchschwabach, Am Hang 5, für Mitteilungen bezüglich der einstigen Brauerei in Buchschwabach.
Herrn Bernhard Murmann, Seniorchef der „Dorn-Bräu“ Ammerndorf, für Hinweise und Belege zur Geschichte dieser Braustätte.