Die katholische Kirche Christkönig

Älteste erhaltene schriftliche Erwähnung Roßtals

Widukind von Corvey „Res gestae saxonicae“, 3. Buch,
Inhaltsangabe bei XXXV: „horsadal“
Handschrift des 11. Jhdts. Museo storico di Montecasino
(hier: Ausschnitt aus Seite 190)

Ulrich Grimm

„Pugna apud Horsadal“
Schriftliche Mitteilungen aus dem 11. Jahrhundert über Roßtal

In „Roßtal in alten Büchern“ [1] hatte ich mir in erster Linie die bibliographische Aufgabe gestellt, Mitteilungen über unseren Markt aufzuspüren und aus dem Original für künftige Arbeiten zu sichern. Bei Widukinds von Corvey „rerum gestarum Saxonicarum libri tres“ gelang mir das nicht; ich musste auf eine Abschrift aus dem 16. Jahrhundert zurückgreifen, was meinem Anspruch, Orginalquellen wiederzugeben, nicht entsprach. Die „Geschichte zum Schluss“ [2] schildert meine vergeblichen Bemühungen, an die älteste erhaltene Abschrift dieses Werkes heranzukommen. Nach dem Erscheinen des Buches habe ich mich weiterhin um eine Wiedergabe aus der ältesten noch vorhandenen Handschrift mit der Sachsenchronik bemüht, die im Museo storico des Klosters Montecasino verwahrt wird. E-Mails blieben unbeantwortet. Auch ein ausführliches Schreiben [3] führte zu keinem Ergebnis. Meine Unverständnis ausdrückenden weiteren Rückfragen waren ebenso vergeblich wie eine von Bürgermeister Völkl erbetene Übersendung von Faksimileabdrucken der entscheidenden Seiten aus der Handschrift.

Meine letzte Hoffnung setzte ich schließlich im Rahmen meiner Arbeit an einer Chronik für die Pfarrei Christkönig auf kirchliche Unterstützung. S.E. Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB aus Eichstätt, Angehöriger des Benediktinerordens, der ja von Montecasino seinen Ausgang genommen hatte, erklärte sich sofort zur Hilfe bereit. Sein Schreiben an den Abt des Klosters Montecasino mit der Bitte um Übersendung dreier Abbildungen aus der Sachsenchronik, die ich zuvor bezeichnet hatte, führten binnen Monatsfrist dazu, dass bei mir – der Bischof hatte meinen Namen in seinem Schreiben freilich mit keinem Wort erwähnt! – per E-Mail aus Montecasino die drei gewünschten Abbildungen eingingen. Der Bischof selbst erhielt auch keine andere Antwort. [4]

Abschrift von Widukinds von Corvey „Rerum gestarum Saxonicarum libris tres“
Seiten 209 und 210 der ältesten noch erhaltenen Abschrift von Widukinds von Corvey „Rerum gestarum Saxonicarum libris tres“ aus dem Bestand des Museo storico di Montecasino. In den Kapiteln 34 und 35 wird der Kampf bei Roßtal geschildert. Auf der linken Seite, 3. Zeile von unten ganz links „horsadal“
Abschrift von Widukinds von Corvey „Rerum gestarum Saxonicarum libris tres“
Roßtal verfügt damit endlich über ein Faksimile seines ältesten schriftlich niedergelegten Namens in der ältesten erhaltenen Abschrift der res gestae Saxonicae, die allen Interessierten hier zur Kenntnis gebracht werden soll.

I. Widukinds von Corvey „res gestae Saxonicae“
in der ältesten noch erhaltenen Handschrift

Die im Museo storico der Abtei Montecasino verwahrte Handschrift trägt die Signatur Cod. Casin. 298. Sie ist 235 mm hoch und 160 mm breit. Es handelt sich um einen sog. Sammelband. Im Mittelalter war es aus Gründen der Materialersparnis – die Buchdecken waren ja regelmäßig mit Leder überzogene Holzplatten, die mit geschmiedeten Schließen und dazu passendem Scharnier zusammen gehalten wurden – immer wieder üblich, verschiedene Schriften zusammen zu binden. Auf einen inhaltlichen Zusammenhang der auf diese Weise in einem Buch zusammengefassten Werke achtete man nicht. So finden sich in dem hier zu betrachtenden Codex auf Seiten 1–48 „S. Hieronymi epistolae“ (Briefe des heiligen Hieronymus) und auf Seiten 49–80 „S. Ambrosii opuscula“ (Kleine Werke des heiligen Ambrosius). Erst auf S. 81 beginnt – ohne Titelblatt – der Text der Sachsenchronik Widukinds, der sich, auf Pergament niedergeschrieben, bis zum Schluss des Bandes auf S. 244 fortsetzt. Er wurde im 11. Jahrhundert niedergeschrieben, wie auch die beiden beigebundenen Schriften. [5]

Will man sich ein Bild vom Entstehen von Büchern um die erste Jahrtausendwende machen, lohnt ein Blick in die vermutlich im dritten Viertel des 12. Jhdts. im Bamberger Benediktiner-Kloster auf dem Michaelsberg entstandene Handschrift, deren Text mit dem Werk des hl. Ambrosius „De officiis ministrorum“ (Aufgaben der Angehörigen des geistlichen Standes) beginnt. Diesem Text vorgebunden ist eine Miniatur, auf der die Selbstdarstellung einer hochmittelalterlichen klösterlichen Schreibstube bei fast allen ihren vielfältigen Tätigkeiten in einzelnen Medaillons [6] zu sehen ist. Dass es die Benediktinerklöster waren, denen bis in das 13. Jahrhundert hinein die gesamte Buchproduktion oblag, mag vor allem auf zwei Gründen beruhen:
Zum einen bestimmt die Regel des heiligen Benedikt in Kapitel 48, dass sich die Mitglieder einer Klostergemeinschaft täglich „zu bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigen“. Diese Bestimmung zwang die Klöster, eigene Werkstätten zur Herstellung von Handschriften einzurichten, weil das antike Buchgewerbe schon zu Benedikts Zeiten nicht mehr funktioniert hatte. Dadurch wurde zwangsläufig auch ein gewisser Teil der in lateinischer Sprache vorliegenden Bildungsgrundlagen vervielfältigt, ohne die auch die Bedürfnisse der Klosterschulen beim Erlernen der lateinischen Sprache und in der weiteren Ausbildung nicht hätten erfüllt werden können. Zum andern waren auch wirtschaftlich gesehen die Klöster mit ihrer weitgehenden Autarkie einer „geschlossenen Hauswirtschaft“ die einzigen Stätten, die die Buchproduktion als ganze fortsetzen konnten. [7]

Hier sei nur auf zwei der zehn dargestellten Tätigkeiten der Schreiber-Mönche hingewiesen: Zunächst war als Trägermedium Pergament herzustellen. Dazu wurde die Haut von Schaf, Ziege oder Kalb in scharfer Kalklauge gebeizt (nicht gegerbt), wodurch sich die Haare lockerten und die Haut entfettet wurde. Anschließend wurde die Haut mit einem halbmondförmigen Schabeisen gereinigt, auf einen Rahmen gespannt und getrocknet. Zuletzt erfolgte noch einmal die Bearbeitung mit dem Schabeisen, damit die Oberfläche gleichmäßig glatt wurde.

Mönch beim Herrichten des Pergaments
Mönch beim Herrichten des Pergaments
Die Feder wird als Schreibgerät zugeschnitten
Die Feder wird als Schreibgerät zugeschnitten

Nach dem Zuschneiden der Doppelblätter aus der Haut wurden der Seitenspiegel festgelegt und mit einem Griffel die Zeilen gezogen. Die Schreibarbeit begann nach dem Beschneiden einer Gänsefeder und dem Herrichten der Tinten, für das die unterschiedlichsten organischen und anorganischen Farbmittel eingesetzt wurden. Als Beispiele seien hier pulverisierter Lapislazuli (blau), Arsensulfit (gelb), Bleiweiß, Grünspan, Safran (goldähnlich) oder Carmin (aus der Kermesschildlaus, purpur) genannt. Für die am häufigsten benötigten Brauntinten benutzte man als Ausgangsmaterial häufig Dornen aus Schlehenzweigen oder bestimmte Erden. Um die Farbmittel auf dem Schriftträger zu fixieren, wurden als Bindemittel hauptsächlich Eiweiß, Kirsch- oder Pflaumengummi beigemischt. [8]

Die Sachsenchronik der Abtei Montecasino ist mit verschiedenen Tinten auf Pergament geschrieben. Dabei fällt der häufigere Gebrauch von Rot neben der üblichen Schreibfarbe Braun auf:

Der Text in beneventischer Schrift [9] wirkt als ganzer übersichtlich geschrieben und ordentlich gegliedert. Allerdings ist dem Schreiber-Mönch gerade beim Namen „horsadal“ im Inhaltsverzeichnis ein Fehler unterlaufen, den er nachträglich korrigierte: Er hatte das „s“ übersehen und fügte es oben ein.

Wo die älteste noch erhaltene Abschrift der Chronik Widukinds genau entstanden ist, kann heute nicht mehr gesagt werden. Sie ist wohl nicht einmal 80 Jahre jünger als die Orginalfassung aus Kloster Corvey.

Der Verfasser und sein Bericht

Widukind, von dem vermutet wird, dass er aus hohem sächsischen Adel stammt, aber wohl nicht der Erstgeborene seiner Eltern war, trat noch vor 942 im Alter von etwa 15 Jahren in das Reichskloster Corvey an der Weser ein, das von Kaiser Ludwig dem Frommen über 100 Jahre zuvor als Benediktinerkloster gegründet worden war. Dort begann er nach dem Niederschreiben von Heiligenlegenden [10] mit einer in Latein verfassten Chronik des Sachsenstammes, die zunächst nur für das Kloster selbst vorgesehen war. Sie war wohl 967/968 im Wesentlichen fertig gestellt. [11] Das erste Buch dieser Chronik schildert die alte Geschichte der Sachsen bis zum Tode König Heinrichs I., das zweite beginnt mit der Wahl Ottos I. zum deutschen König und befasst sich mit den Jahren bis zum Tode von dessen erster Gemahlin Edgith 946, das dritte berichtet über die anschließende Zeit bis zum Tode Graf Wichmanns im September 967. Jedem Buch ist ein Verzeichnis vorangestellt, das den Inhalt der einzelnen Kapitel beschreibt. Im Jahre 968 entschloss sich Widukind, sein Werk zu überarbeiten und der Tochter Kaiser Ottos I., Äbtissin Mathilde von Quedlinburg, zu widmen. Hierzu schrieb er zu jedem der drei Bücher Widmungsvorreden. Nach Kaiser Ottos I. Tod im Jahre 973 ergänzte Widukind das dritte Buch noch um sechs auf insgesamt 76 Kapitel. Es endet nun mit der Darstellung von Ottos Sterben in Memleben und seine Beisetzung in Magdeburg.

Über Roßtal berichtet das dritte Buch in den Kapiteln 34 und 35. Es handelt sich um das Geschehen vom 17. Juni 954. Im Inhaltsverzeichnis heißt es: [12]

Cap. 34: De Liudulfo, qui a patre iratus discessit, et rex eum persequitur.
Cap. 35: Pugna apud Horsadal [13]

Der Text der beiden Kapitel lautet in der auf den Abbildungen ersichtlichen Orginalsprache:

Cap. 34:
Proxima nocte Liudulfus cum suis a rege discendens urbem Rainesburg cum exercitu intravit. Rex autem sequens filium, urbem offendens quae dicitur Horsadal, obsedit eam.

Cap. 35:
Facta autem pugna, durius certamen circa muros nemo umquam viderat mortalium. Multi ibi ex utraque parte caesi, plures sauciati; noctis tenebrae prelium dirimere. Saucius ancipiti bello postera luce ducitur inde exercitus, diutius ibi non morari visum ad graviora tendentibus. [14]

Roßtals Eintritt in die (zeitnah) niedergeschriebene Geschichte – zwischen dem Kampf bei Roßtal und dessen Darstellung liegen nicht einmal 14 Jahre (!) – war also ein Waffengang infolge einer Familienfehde im sächsischen Kaiserhaus. Ihn kann man nun auch hier in Roßtal an Hand der ältesten noch erhaltenen Abschrift, einer beinahe 1000jährigen Handschrift, die etwa so alt ist wie die Krypta der St.-Laurentius-Kirche, am Original nachvollziehen.

II. Lampertus' Schaffnaburgensis „Historiae Germanorum“

Widukind von Corvey war keineswegs der einzige Chronist im Mittelalter. Vielmehr kennen wir noch heute eine beachtliche Zahl von Mönchen und Chorherren, die in den Klöstern oder nach ihrer Ernennung zu Bischöfen Geschichtswerke verfassten, auch wenn die Art ihrer Historiographie von der heutigen Geschichtsschreibung deutlich abwich. Als Beispiele seien Regino von Prüm, Adam von Bremen, Hermann der Lahme, Berthold von Reichenau, Adalbert von Magdeburg, Thietmar von Merseburg oder Otto von Freising angeführt. Einer von diesen Geschichtsschreibern war auch Lampert von Hersfeld, wohl wegen seiner Priesterweihe in Aschaffenburg auch Lampertus Schaffnaburgensis genannt. Geboren in den zwanziger Jahren des 11. Jahrhunderts wurde er wohl in Bamberg erzogen. 1058 trat er in das Kloster Hersfeld ein mit der später von ihm niedergelegten Begründung: „Ich entschlug mich der häuslichen Sorgen, um nicht auf dem Weg zu Gott davon zu sehr belastet zu werden.“ [15] Zwischen 1077 und 1080 verfasste er eine „Historiae Germanorum“, die bei Adam, Noah und Abraham beginnt und die besonderen Ereignisse einzelner Jahre mitteilt. [16]

Zum Jahre 953, nicht wie es für den Hinweis auf „pugna apud horsadal“ richtig gewesen wäre 954, berichtet Lampert:

Eodem anno obsessa est Mogontia et Rossadal castellum, factaque est in illo loco magna pugna. [17]

Lampert von Hersfeld, der wohl noch vor 1085 als Abt des Klosters Hasungen bei Kassel starb, nannte in seinen Annalen, die schon im Zeitpunkt ihrer ersten Drucklegung zu späterer Zeit nurmehr unvollständig vorlagen, Roßtal bereits anders als der Sachse Widukind. Beide Chronisten schildern aber trotz der unterschiedlichen Jahresangaben die gleiche kriegerische Auseinandersetzung, die der Grund dafür war, dass Roßtals Name erstmals schriftlich niedergelegt wurde.

III. Urkunde der Hochstiftskanzlei Bamberg

Ein ganz anderer Grund, den Namen Roßtals niederzuschreiben, liegt bei der Pergamenturkunde aus der Hochstiftskanzlei Bamberg [18] vor, die zwischen 1048 und 1051 erstellt wurde. In dieser wird ein Gütertausch zwischen dem dritten Bamberger Bischof Hartwig und den Bamberger Domkanonikern, diese vertreten durch den Dompropst Liutpold, bestätigt. Darin ist Roßtal als „predium Rossestal“ bezeichnet, aus dem u. a. ein Fronhof als Tauschobjekt ausgewählt werden sollte. In der Mitte des 11. Jahrhunderts waren demnach wenigstens mehrere Höfe des Fronhöfebezirks Roßtal im Besitz des Bamberger Bischofs. Wann und auf welche Weise sie ihm zufielen, ist nicht geklärt.

Urkunde der Bamberger Hochstiftskanzlei
Urkunde der Bamberger Hochstiftskanzlei um 1050;
der Name Rossestal befindet sich in der 5. Zeile (1. Drittel) von oben

Schöffel [19] meint, Roßtal stamme aus königlichem Besitz und sei vielleicht als Zubehör von Langenzenn an Bamberg gelangt. Jedenfalls war es nicht zur Gänze Teil der Grafschaft Rangau, die Kaiser Otto III. am 30. Mai 1000 der Würzburger Kirche übertragen hatte, wodurch dem Bischof neben seinen kirchlichen auch Grafschaftsrechte vor Ort zufielen. [20]

Horsadal, Rossadal, Rossestal – im 11. Jahrhundert schriftlich niedergelegte Bezeichnungen Roßtals. Wie dieser Ort damals, wo es ja eine „amtliche Schreibweise“ nicht gab, wirklich hieß und wie sein Name erklärt werden kann, ist immer noch eines der vielen nicht zweifelsfrei gelösten Rätsel der Roßtaler Geschichte. [21] Die älteste dieser Bezeichnungen, die ja bereits im Jahre 967 erstmals schriftlich so niedergeschrieben wurde und damit die wichtigste, bleibt Widukinds von Corvey „Horsadal“, auch wenn sie wohl eine sächsische Übersetzung des Ortsnamens darstellt. Der Grund für diese erste Niederschrift – die Auflehnung eines Sohnes gegen seinen Vater und ein heftiger Waffengang mit vielen Toten und Verletzten – mag uns heute nicht gefallen. Diese schriftliche Fixierung (hier in einer allenfalls 80 Jahre jüngeren Abschrift, die freilich heute der älteste noch vorhandene schriftliche Beleg ist) führt aber jedem das große Alter Roßtals vor Augen, auch wenn sie das wahre Alter dieses Ortes, das nur archäologisch nachweisbar ist, allenfalls erahnen lassen kann.

Anmerkungen

1 Ulrich Grimm, Roßtal in alten Büchern, Kulturgeschichtliche Anmerkungen zu Quellen des 10. bis 18. Jhdts., Scheinfeld 2009
2 a.a.O. S. 189 f
3 Für dessen Übersetzung ins Italienische bedanke ich mich nochmals bei Frau Martina Bauer, Roßtal.
4 Mündliche Mitteilung des Bischofskaplans Dr. Bucher im Juli 2012
5 Vgl. insges. M. Inguanez, Codicum Casinensium manuscriptorum catalogus, vol II, Montis Casini 1928, S. 119 f, der zu Widukinds Werk anmerkt: „Codex noster …omium qui supersunt antiquissimus“ (Unser Buch ist das älteste von allen noch vorhandenen (Abschriften von Widukinds Sachsenchronik). Inguanez geht von einer Entstehungszeit in der ersten Hälfte des 11. Jhdts. aus („antiquior saeculi XI manus“).
6 Der Codex wird in der Staatlichen Bibliothek Bamberg verwahrt und trägt die Signatur Msc. Patr. 5.
7 F. Dreßler, Schreiber – Mönche am Werk, Festgabe für Otto Meyer, Wiesbaden 1971, S. 3
8 V. Trost, Skriptorium, Die Buchherstellung im Mittelalter, Heidelberger Universitätsschriften 25, Heidelberg 1986, S. 17 ff und 32 ff.
9 M. Inguanez bezeichnet sie als „littera Beneventana“ (S. 120)
10 Davon berichtet Widukind im 1. Cap. des ersten Buches der Sachsengeschichte selbst.
11 B. Schneidmüller (Hg.), Widukind von Corvey, Die Sachsengeschichte, Stuttgart 2001, Einleitung S. 8
12 Vgl. den Seitenausschnitt auf dem Außentitel dieser Ausgabe der Roßtaler Heimatblätter
13 Übersetzung: Über Liudolf, der seinen Vater erzürnt verließ und den der König verfolgte, sowie: Die Schlacht bei Roßtal
14 Übersetzung: Kap. 34: In der folgenden Nacht verließ Liudolf mit seinen Männern den König und kam mit dem Heer nach Regensburg. Der König aber folgte seinem Sohn, und als er auf eine Burg namens Horsadal stieß, belagerte er sie.
Kap. 35: Und es kam zur Schlacht und ein härteres Gefecht um die Mauern hat kein Sterblicher je gesehen. Viele wurden dort auf beiden Seiten niedergemacht, noch mehr wurden verwundet; die Finsternis der Nacht erst beendete das Treffen. Mit infolge des unentschiedenen Kampfes schweren Verlusten wurde das Heer am nächsten Morgen weitergeführt; es schien ihnen, die nach Wichtigerem trachteten, nicht ratsam, sich dort länger aufzuhalten.
Wiedergegeben wird die Übersetzung von Ekkehart Rotter und Bernd Schneidmüller, die die Sachsengeschichte in lateinischer und deutscher Sprache herausgegeben haben (Stuttgart 2001).
15 Vgl. Grimm a.a.O. S. 24
16 Vgl. hierzu insgesamt die Einleitung zur Ausgabe der Annales (= Historiae Germanorum) von A. Schmidt und W. D. Fritz, Freiherr vom Stein – Gedächtnisausgabe, Darmstadt 1971
17 Übersetzung: In demselben Jahr wurden Mainz und die Burg Rossadal belagert, und hier fand eine große Schlacht statt.
18 Staatsarchiv Bamberg, Bamberger Urkunde Nr. 116
19 P. Schöffel, Das Archidiakonat Rangau am Ausgang des Mittelalters, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 5 (1939), S. 163
20 Die Urkunde ist wiedergegeben in MGH DD O III S. 795 Nr. 366
21 Weiterführend: Adolf Rohn, Heimatbuch von Roßtal und Umgebung, Roßtal 1928, S. 1 f; Hans Kreutzer in: Kreutzer/Schwemmer, Tausend Jahre Roßtal, Nürnberg 1955, S. 64; Wolfgang Wiessner, Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken, Band 1: Stadt- und Landkreis Fürth, München 1963, S. 81 ff; Hans Kreutzer in: Kreutzer/Düthorn, Roßtal – Vergangenheit und Gegenwart, Roßtal 1978, S. 19 f; Günter Liebert, der Ortsname Roßtal, in: Roßtal – 1050 Jahre Heimat, Neustadt/Aisch 2004, S. 33 ff

Luise Handschuch

Patendank oder auch „Dudnschbruch“

In der Dauerausstellung unseres Museums sind mehrere Stücke in verschiedenen Gestaltungsarten, dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechend, ausgestellt. Handgemalt, mit Nadeln gestochene Papierspitzen, Seidenbändchen, Handstickerei mit Gold- und Silberfäden und Obladenbildchen dienten zur Dekoration.

Der älteste Patendank ist 1855 datiert. Bei einigen findet sich der Vermerk: „Zu haben bei Konrad Silberhorn Rossstall“. Ob Konrad Silberhorn das Schmuckblatt selbst gestaltet und gefertigt hat oder nur vertrieben, ist nicht bekannt.

Patendank
Patendank der Anna Maria Schwendtner, 1914

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es Mode, den Patendank in kastenförmigen Einrahmungen mit Spiegelglasstreifen ringsum und plissierten Seidenbändern, in blau für Buben und rosa für Mädchen, auszuschmücken. Bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, diente der Patendank in Bildform als Wandschmuck.

In den Stuben hingen oftmals mehrere, denn nicht selten hatte Mann und Frau Patenkinder. Dann setzten sich schwarze Mappen in DIN-A-4-Format durch. Besonders schön und kostbar waren solche mit schwarzem Samt bezogen und in Silberdruck z. B. mit „Worte des Dankes“ verzierten Exemplare. Der vom Patenkind handgeschriebene „Dudnschbruch“ war eingelegt.

Manche Roßtaler kennen die Bezeichnung „Dud“ der Pate, „Dudi“ die Patin und „Dudla“ das Patenkind. Es leitet sich wohl von Tutel ab. Tutel hieß früher der Vormund.

Das Patenamt hatte einst eine viel größere Bedeutung. Das Wort der Paten zählte auch bei der Erziehung. Im Todesfall eines Elternteils oder gar der Eltern trat der Pate oder Patin als Vertreter an deren Stelle und sorgte für das Patenkind bis es konfirmiert wurde.

In Roßtal war die Konfirmation immer am „Weißen Sonntag“, eine Woche nach Ostern. Am Palmsonntag war das „Dankbeten“ angesagt. Gegen die Mittagszeit besuchten das „Dudla“ mit seinen Eltern die Patenfamilie und betete seinen „Dudenschbruch“ vor, überreichte dann das Bild, auf welchem der handgeschriebene Spruch stand, oder die Mappe mit dem eingelegten handgeschriebenen Patendank als Andenken an diesen besonderen Tag, der mit einem Festessen im Hause der Paten abgeschlossen wurde.

Mit der Konfirmation war auch die Zeit der Fürsorge für die Paten beendet.

Dieser alte Brauch wird seit dem letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr gelebt.

Ergänzung zum Patendank

Es war Brauch, den Kirchenweg der Konfirmanden mit bunten Papierschnitzeln, die das ganze Jahr über gesammelten wurden, gemischt mit kleingeschnittenen Fichtenzweiglein, Buchs (Buxus) war damals selten in den Gärten vorhanden, einen schmalen Streifen zu streuen.

Am Hauseingang wurde an jeder Seite ein Fichtenbäumchen aufgestellt und eine gebundene Fichtengirlande („Schsaaf“) umrahmte die Türe, geschmückt mit aus weißen Seidenpapier selbstgemachten Rosen und Schleifen. Ein Fichtenkranz mit weißen Papierrosen hing oftmals auch noch in der Mitte über dem Eingang.

Der Kirchenschmuck hat sich bis heute erhalten, mit dem Unterschied, dass die Rundbögen mit Buchs umbunden sind. Dagegen wurden früher an den Emporenfeldern Fichtenkränze mit den weißen Papierrosen geschmückt aufgehängt.

Der Haus- und Kirchenschmuck blieb eine Woche stehen, denn am nachfolgenden Sonntag kamen die Letztkonfirmierten in ihrer Festkleidung, Sträußchen am Revers die Buben und Myrtenkranz die Mädchen, geschlossen in die Kirche.

Das Foto auf der nördlichen Kirchentürtreppe mit den beiden Geistlichen war obligatorisch.